Selten genutzt: Sauna im Bundestag wurde umfunktioniert

Jul 18, 2020

Welcher Teil des Reichstages wurde so selten genutzt, dass er 2012 umfunktioniert wurde? So lautete kürzlich eine Quizfrage in einer Fernsehshow.

Die Frage können sicherlich nicht viele beantworten. Die Antwort lautet „eine Sauna“. Sie war der seltenst genutzte Teil und bietet Stoff für eine nette Anekdote rund um Deutschlands Machtzentrale. Manch einer würde aber auch sagen es ist der Stoff für eine ziemlich peinliche Posse.

Der Ursprung der Geschichte liegt im Jahre 2003, wo ein Saunabauer aus Delbrück stolz verkünden konnte, dass er den Zuschlag zum Bau der prestigereichen Sauna im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus bekommen hat. Zwei Jahre sollen zuvor die Verhandlungen zur Realisierung schon gedauert haben. An der Stelle war übrigens auch die Quizfrage etwas unsauber formuliert, sie war nämlich nicht im Reichstag selber, sondern im gerade besagten Lüders-Haus ansässig, welches zum Bundestag gehört und zum Beispiel den zweitgrößten Sitzungssaal, nach dem Plenarsaal im Reichstag, beherbergt, der oft für Untersuchungsausschüsse genutzt wird.

Gut 16 qm Luxus-Sauna

Aber zurück zu der glorreichen Sauna, die gut 16 qm also genau gesagt 4,9 m x 3,3 m große Wohlfühloase wurde für die Nutzung von bis zu 20 Personen angelegt. Also die hätten gleichzeitig reingedurft. So der Plan! Letztendlich munkelt man, sind es am Ende insgesamt nur 185 Besucher geworden, die bis zur endgültigen Stilllegung  und der Entscheidung zum Umbau im Jahre 2010 dort überhaupt bereit waren 8 Euro Eintritt zu bezahlen. Vielleicht war es aber auch einfach die Angst der Abgeordneten beim Saunagang Politgrößen wie Angela Merkel, Sigmar Gabriel oder Peter Altmaier nackt in der Sauna anzutreffen.

Sauna
Sauna Beispielfoto – Urheberrecht: Bild von StockUnlimited

Somit hatte sich der ganze Aufwand um die Sauna, mit Liegen aus deutscher Waldpappel und einer Wandverkleidung aus kanadischer Helmlock-Tanne, nicht gelohnt.

Schon beim Bau verschrien als Zeichen von verlorener Bodenhaftung der Politik, die sich selber in der Machtzentrale dieses Luxus-Symbol gönnen, während sie gleichzeitig dem gemeinen Volk zu dieser Zeit das Sterbegeld halbierte. Gut, dass dieses mittlerweile ganz abgeschafft worden ist, dies ist noch eine ganz andere Geschichte.

Übrigens war die Sauna zwar mehrere Jahre da, also von 2003 bis umgefähr 2010, betrieben wurde sie in dieser Zeit Berichten zufolge noch nicht einmal 200 Tage. So sei sie in den Jahren 2006 und 2007 wohl komplett geschlossen gewesen.

Aus Sauna wird öffentliches Klo

Also endete die wenig glorreiche Geschichte der Luxus-Sauna im Dunstkreis des Bundestages offiziell im Jahre 2010 mit der Ankündigung, sie jetzt in ein Abgeordneten-Klo umzubauen. Dieses sollte dann circa 2 Jahre später fertiggestellt sein. Die Sanitäreinrichtung soll dann aber nicht nur den Politikern zu Gute kommen, denn bedingt durch eine Erweiterung des Bundestagsgebäudes und der Einrichtung eines öffentlichen Bistros zur Spreeseite hin, wird das Klo auch dafür benötigt.

Man munkelt, dass allein für den Bau der Sauna ein hoher 5-stelliger Betrag an Steuergeldern versenkt wurde, was der Betrieb oben drauf noch gekostet hat ist nicht bekannt. Am Ende kann man aber sagen – jetzt wo aus der Sauna ein Klo wird – das ist für die geplante Wohlfühloase für Abgeordnete mal so richtig Scheiße gelaufen…

Der Vollständigkeit halber sei am Schluss noch erwähnt, dass die Schwitzecke nur ein Teil eines ganzen Fitness-/Wellness-Bereiches gewesen ist, die auch noch aus einer Turnhalle, Fitnessgeräten und dazugehörigen Duschen gehört. Eine Bundestagssprecherin begründete damals den Bau damit, dass die Abgeordneten häufig großen Terminstress haben und man ihnen so die Möglichkeit gibt, in direkter Nähe auch einen Ausgleich hierzu finden zu können.

 

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