Die Folgen der Implementierung des Gesundheitsfonds könnten die Bundesbürger 2010 teuer zu stehen kommen. Milliardenlöcher in den Finanzierungsplänen der Krankenkassen wurden bereits ausgemacht und die Ankündigung sogenannter Zusatzbeiträge wird für Millionen gesetzlich Krankenversicherte bald bittere Realität werden. Daher unterstellte die tägliche Umfrage „YouGov 12nach12“ das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov folgenden fiktiven Modellfall:
Man stelle sich vor, die Mittel, welche die eigene Krankenkasse aus dem Gesundheitsfonds erhält, reichen ihr ab nächstem Monat zum Erhalt des Versorgungsniveaus nicht mehr aus. Aus diesem Grunde sieht sich die Krankenkasse gezwungen, einen monatlichen Zusatzbeitrag in Höhe von sechs Euro zu erheben, während andere Krankenkassen beim derzeitigen einheitlichen Beitragssatz bleiben. Letzteren gelingt es, das gewohnte Versorgungsniveau ihrer Versicherten mit den Mitteln aus dem Gesundheitsfonds weiterhin zu gewährleisten. Würde man wechseln oder bleiben?
Für jeden zehnten Bundesbürger ist die Antwort klar: Wechseln, und zwar „bestimmt“! Weitere 16 Prozent würden „wahrscheinlich“ wechseln. Dabei zeigen sich die Wähler der Linken (16 Prozent „bestimmt“ wechseln) und der FDP (14 Prozent) stark überdurchschnittlich intolerant gegenüber einem Zusatzbeitrag. Das Klientel von SPD (zehn Prozent), den beiden Unionsparteien und Bündnis 90/Die Grünen (jeweils sieben Prozent) erweist sich dagegen als eher zahlungsbereit. Vor allem die Unionswähler erweisen sich als eher wechselresistent: Von ihnen gibt ein Drittel (34 Prozent) an, auch in diesem Fall „bestimmt“ bei der aktuell favorisierten Krankenkasse zu verbleiben.
„Psychologisch scheint es mehr Ähnlichkeiten zwischen Anhängern von FDP und Linke zu geben, als beide jemals einräumen würden: Beide bewegt eine ausgeprägte Grundangst, (finanziell) zu kurz zu kommen, sei es nun durch ein hohes Abgaben-Niveau oder eben durch zu wenig sozialen Ausgleich. Dies kann zu solchen identischen und vom Rest der Bevölkerung deutlich abweichenden Reaktionen führen“, erläutert Gesundheitsmarktforscher Dirk Weller, YouGovPsychonomics AG.
Ausnahmslos alle Bundesparteien erhalten von den über 1000 Befragten negative Bewertungen ihrer Kompetenz für Gesundheitspolitik (auf einer Skala von -10 bis +10). Am vergleichsweise kritischsten wird die Linke beurteilt, gefolgt von der FDP, die sich unter Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) aktuell für dieses Ressort verantwortlich zeigt. „Kein anderes gesellschaftspolitisches Thema wird so negativ und pessimistisch beurteilt – ein bedenkliches Resultat der im Tonfall besonders feindseeligen und unversöhnlichen Debatten in diesem Feld, die alle positiven Entwicklungsaspekte überdecken“, so Weller.
Gerade aufgrund der verhaltenen Vertrauensbasis auf Bürgerseite wurde die kürzlich veröffentlichte Liste der gesundheitspolitischen Sprecher der im Bundestag vertretenen Parteien mit Interesse verfolgt. Eine der wichtigsten Aufgaben der bislang eher unbekannten Politiker dürfte es sein, für die Konzepte der jeweiligen Parteien und das Vertrauen der Bürger zu werben.
Mit Karl Lauterbach kann sich die SPD über die aktuell prominenteste Personalie freuen. Ihn können bereits 43 Prozent der Befragten zuordnen, vor allem Männer und Bürger in den alten Bundesländern. Jens Spahn (CDU) ist aktuell lediglich zwölf Prozent aller Bundesbürger ein Begriff. Ulrike Flach (FDP) kennen elf Prozent der Bundesbürger. Birgitt Bender (Bündnis90/Die Grünen) bringt es auf 14 Prozent. Das Schlusslicht bildet aktuell Martina Bunge (Die Linke). Weniger als jeder zehnte Bundesbürger kennt die linke Politikerin.
So bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die frisch gekürten Gesundheitssprecher die öffentliche Meinung für ihre Ideen und Konzepte einnehmen können und ob es zur nächsten Wahl dann auch eine Partei gibt, der die Bevölkerung wenigstens ein gewisses Maß an Kompetenz in der Gesundheitspolitik zubilligt.
YouGovPsychonomics AG
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