11.05.2017, Hürth-Efferen – Ein sitzender Lebensstil hat Folgen für die Gesundheit. Er führt zu Übergewicht und wird mit vielen chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Nun bestätigt eine aktuelle Studie aus Heidelberg: Schon unsere Kinder sitzen zu viel. Die Heidelberger Wissenschaftler gingen der Frage nach, wie viel Zeit Kinder und Jugendliche am Tag sitzend verbringen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die mittlere Sitzzeit liegt bei Kindern und Jugendlichen unter der Woche bei rund 10,5 und am Wochenende bei mehr als 7,5 Stunden pro Tag mit jeweils steigender Tendenz je Klassenstufe. Der Deutsche Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e. V. (DVGS) fordert daher, schnell geeignete Programme für das Umfeld Schule und den Schulweg zu entwickeln und umzusetzen.
„Unser Alltag ist heutzutage stark von einem sitzenden Lebensstil geprägt ist. Dabei mehren sich die Hinweise, dass gerade das viele Sitzen ein hohes Risiko für die Entstehung von chronischen Krankheiten und insbesondere der Adipositas bedeutet“, erläutert Professor Gerhard Huber vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des DVGS.
Mit dem Schuleintritt steigt das Risiko dick zu werden
„Das betrifft schon in hohem Maße unsere Kinder“, ergänzt Maximilian Köppel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des DVGS und neben Professor Huber der Koautor der Heidelberger Studie. Mit der Einschulung steigen die Sitzzeiten der Kinder deutlich an. Häufig ist dies mit einer Gewichtszunahme gekoppelt, wie die Auswertungen der sogenannten KIGGS-Studie* belegen. Demnach nehmen die Kinder am stärksten mit durchschnittlich 7,2 Jahren zu.
Wie verbringen Kinder ihre Zeit sitzend?
„Bisher wussten wir aber zu wenig darüber, wie lange Kinder und Jugendliche Sitzen und bei welchen Gelegenheiten. Erst nachdem das klar ist, können wir passgenaue Interventionen planen“, erläutern die beiden Studienautoren Professor Huber und Maximilian Köppel die Intention ihrer Forschung. „Deshalb haben wir den Heidelberger Fragebogen zur Erfassung des Sitzverhaltens von Kindern entwickelt. Mit seiner Hilfe haben wir erfragt, wie viel Stunden und wie Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 20 Jahren ihre Zeit sitzend verbringen. Die Befragten sollten u.a. auch angeben, ob sie die sitzenden Zeitspannen z.B. beim Essen, in der Schule, auf dem Schulweg, beim Arbeiten zu Hause oder bei Freizeitaktivitäten (u.a. Computerspiele, Fernsehen) verbracht haben.“
Insgesamt nahmen 4.385 Schüler aus Deutschland, Luxemburg und Österreich an der Studie teil. Die Fragebögen wurden überwiegend an Schulen verteilt und dort ausgefüllt. Bei Kindern im Vorschul- oder Grundschulalter haben die Eltern die Bögen zu Hause ausgefüllt.
Kinder und Jugendliche sitzen unter der Woche mehr als 70 Prozent ihrer wachen Zeit
Die Auswertung der Studie hat gezeigt, dass Kinder und Jugendliche an Werktagen rund 10,5 Stunden und am Wochenenden 7,5 Stunden sitzend zubringen. Im Mittel bedeutet das 9,7 Stunden ohne körperliche Aktivität. Davon fallen unter der Woche rund 4,8 Stunden auf die Schulstunden. Zu Hause sitzen Kinder noch einmal rund 1,1 Stunden über Ihren Hausaufgaben oder lernend. „An den Wochenenden bewegen sich die Befragten eindeutig mehr, aber die Zeit wird stärker von sitzenden Freizeitaktivitäten ausgefüllt als unter der Woche. Das heißt, sie haben dann mehr Zeit für Computerspiele oder das Fernsehen“, erklärt Professor Huber. „Besonders auffällig ist der stetige altersbezogene Anstieg der Sitzzeiten. Die Schule mitsamt dem Schulweg muss also bei der Entwicklung von Interventionen, die Kinder und Jugendliche in mehr Aktivität führen sollen, unbedingt Berücksichtigung finden. Es ist höchste Zeit, dass hier entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, wenn wir das Problem von Übergewicht bei Kindern in den Griff bekommen wollen“, zieht Huber das Fazit.
DVGS unterstützt peb-Fachbeirat zum Thema Sitzender Lebensstil
Der DVGS engagiert sich aktiv in der Arbeitsgruppe „Sitzender Lebensstil“ der „Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb). „Hier schaffen wir durch die Initiierung verschiedener Aktivitäten und Aktionen ein Bewusstsein für das Themenfeld „sitzender Lebensstil“ und bringen uns aktiv bei der Konzeption und Implementierung von Bewegungsprogrammen ein“, erklärt Huber, der im peb-Fachbeirat sitzt.
*KiGGS ist eine Langzeitstudie des Robert Koch-Instituts zur gesundheitlichen Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland
1) Huber G, Köppel M. Analyse der Sitzzeiten von Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 20 Jahren. Dtsch Z Sportmed. 2017; 68: 101-106.
Der Deutsche Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS) steht für die Förderung der öffentlichen Gesundheit durch Bewegung. Als Fach- und Berufsverband qualifiziert er Bewegungsfachkräfte und vertritt deren Interessen engagiert in Öffentlichkeit und Gesundheitspolitik. Er fördert Wissenschaft und Forschung und sorgt für die konsequente Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis. Dazu konzipiert er qualitätsgesicherte Programme für die Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation und stellt sie Bildungsstätten, Leistungsträgern, Leistungserbringern oder politische Entscheidungsträgern zur Verfügung.
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