1. Runde Budapest, 2. Runde Rom, in Kopenhagen schellt das Telefon, vielleicht Valencia, oder auch Mailand, Teneriffa eine Woche Sandstrand… Europapokal, Europapokal, Europapokal, Europapokal…
Es ist in Worten kaum zu beschreiben, wie sich wahrscheinlich die meisten Fans des 1. FC Köln seit dem Abpfiff der Bundesligaspiele am vergangenen Wochenende fühlen müssen.
Gerade jüngere Fans, und da zähle ich mich als im Doublejahr Geborener auch noch knapp hinzu, die müssen die ganzen Tage schon ein unglaubliches Kribbeln verspüren, wie man es als Kind zum Beispiel bei der Vorfreude auf Weihnachten verspürt. Man weiß es kommt wahrscheinlich etwas Großes und Tolles auf einen zu und man kann es einfach irgendwie nicht mehr erwarten. Seit Tagen kriege ich diese Textzeilen und das schellende Telefon in Kopenhagen nicht mehr aus dem Sinn.
Klar, kann ich mich mit meinen knapp 40 Jahren noch ein bisschen dunkel an Europapokalzeiten erinnern, da war mal was mit einem Finale 1986 gegen Real Madrid und das Rückspiel wurde sogar 2:0 im „heimischen“ Berliner Olympiastadion gewonnen (wer die Story nicht kennt, warum Berlin bitte hier klicken), und auch in den Folgejahren gab es noch hier und da eine Rundreise durch manche Region in Europa.
Aber das sind wie gesagt nur dunkle Erinnerungen, die eher aus Zeitungsschlagzeilen und alten Fernsehbildern herrühren, aber nicht aus eigenen Erlebnissen im Stadion. Das erste Mal im Stadion war ich nämlich erst in den Zeiten, als es schon relativ steil bergab ging und der FC nur noch letzte Trostrunden im UEFA Intertoto CUP drehen durfte. Dieser schon lange abgeschaffte Cup war eine Vorstufe zum Europapokal und wurde meist als „Strohhalm-Cup“ oder als „Cup der guten Hoffnung“ belächelt.
In den richtigen Europacup haben wir es darüber trotz mehrerer Anläufe nie geschafft und die wenigen Erinnerungen an dieses „Spektakel“ sind vor allem davon geprägt, dass durch die Teilnahme die ganze Saisonvorbereitung im Sommer im Eimer war und die Teams, die dort teilgenommen haben, im Folgejahr oft nicht aus den Abstiegsregionen heraus kamen. Schwamm drüber, in der Zwischenzeit ist der 1. FC Köln dann sowieso zum Fahrstuhlverein mutiert und wenn ich eben noch von einem Europapokalfinale gegen Real Madrid geschrieben habe, so war Madrid gefühlt mittlerweile so weit von uns entfernt wie der nächste bewohnbare Planet im Universum.
Highlights für mich als FC-Fan bedeuteten zu dieser Zeit zum Beispiel 8:1 Siege gegen Burghausen in Liga Zwei, ja und natürlich auch die Aufstiege, allerdings lagen davor ja auch traurige Abstiege. Einer schmerzhafter als der andere. Doch dann sind wir 2014 zurückgekommen zum fünften und hoffentlich letzten Mal.
Ja, auch das ist gefühlt schon wieder lange her und jetzt steht etwas vor der Tür, was man sich seit Jahren erträumt hat und eigentlich schon fast die Hoffnung verloren hatte. Sicherlich ging, seit Peter Stöger Trainer in Köln ist, die Entwicklung stetig nach oben, doch jetzt so kurz vor dem Ziel kann man es fast kaum glauben, dass wir es im letzten Spiel der Saison vor heimischer Kulisse quasi selber in der Hand haben. Zwischen uns und Europa steht möglicherweise nur noch der FSV Mainz 05 und die Aufgabe erscheint bei unserer in dieser Saison doch recht ausgeprägten Heimstärke als durchaus machbar.
Sicher haben wir das in den vergangenen Jahren auch hier und da schon einmal vor Spielen gedacht, man nehme nur DFB-Pokal Spiele als Beispiel, wo Spiele gegen Hamburg oder Freiburg als lästiger Zwischenschritt auf dem Weg nach Berlin erschienen. Irgendwie lief dann plötzlich etwas schief und es kam doch anders als erwartet, aber dieses mal hat man das Gefühl es muss jetzt einfach klappen. Jetzt sind wir einfach auch mal dran!
Kritische Stimmen sagen zwar, dass die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb zu früh kommt und uns das möglicherweise aus der Erfolgsspur der vergangenen Jahre werfen könnte, in der wir uns sowohl sportlich als auch finanziell konsolidieren konnten. Ich kann diese Angst verstehen, aber ehrlich gesagt sag mir mittlerweile „Scheiß drauf, Europa ist nur einmal im Jahr…“. Wenn man sich ehrlich die Punktzahl anschaut, die in diesem Jahr für Europa reicht, dann ist das vielleicht die einmalige Gelegenheit, um den Anschluss nach oben vorsichtig wiederherzustellen. Es werden nicht viele Jahre kommen, wo so viele Mannschaften mit weitaus mehr finanziellen Möglichkeiten gleichzeitig schwächeln.
Von daher kann es jetzt für das Spiel gegen Mainz nur ein Motto geben: „Arsch aufreißen, die Chance ergreifen und eine ganze Generation FC-Fans, die Europapokalspiele nur von anderen Vereinen kennen, einfach nur unbeschreiblich glücklich machen!“
Ich freue mich in jedem Fall unheimlich darauf und hoffe und wünsche mir das dieser Traum am 20.05.2017 gegen 17:20 Uhr wahr geworden ist. Bis dahin schellt bei mir im Ohr die ganze Zeit das Telefon in Kopenhagen, aber dann nach dem Schlusspfiff will ich auch endlich dran gehen…
Vielleicht wird dann auch die ein oder andere Träne laufen, wie damals beim ersten Abstieg, nur das es dieses Mal Freudentränen sein werden.
Wie sieht eure Vorfreude aus und was werdet ihr machen, wenn es tatsächlich klappt? Schreibt es unten in die Kommentare!
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Quelle Schlaunews.de