Faszinierende Städte

Nov 22, 2011

Vom antiken Babylon über das Paris des 19. Jahrhunderts bis zu den schillernden Wüstenmetropolen der Moderne wie Dubai oder Las Vegas – große Städte faszinieren die Menschen schon immer. Doch inzwischen setzen nicht nur die Tourismusmagnete auf ihre Anziehungskraft für Besucher und Investoren. „Auch andere Städte werden heute immer stärker inszeniert, um für Bewohner und Gäste attraktiv zu sein“, sagt Prof. Dr. Heiko Schmid von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Neben den zahlreich entstandenen Themenparks oder großen Einkaufszentren sind dies auch Festivals und Stadtfeste, die mit einzigartigen Erlebnissen fernab des Alltags locken. „Gerade in der bevorstehenden Adventszeit lässt sich das zur Genüge beobachten“, bemerkt der Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsgeographie. Weihnachtsmärkte verwandeln die Innenstädte in glitzernde Winterlandschaften, in denen eine heimelige Atmosphäre zum Verweilen und Einkaufen anregen soll.

Doch auch außerhalb solch saisonaler Angebote, sei in den meisten Großstädten eine tiefgreifende Transformation in Richtung einer zunehmenden Kommerzialisierung und Inszenierung zu beobachten. Und das weltweit. Die für diese Entwicklung maßgeblichen Prozesse und Mechanismen stehen im Zentrum einer aktuellen Publikation, die Prof. Schmid gemeinsam mit seinen Fachkollegen Prof. Dr. Wolf-Dietrich Sahr (Curitiba, Brasilien) und Prof. Dr. John Urry (Lancaster, Großbritannien) herausgegeben hat. „Cities and Fascination. Beyond the Surplus of Meaning“, so lautet der Titel des Bandes.

Das Buch ist das Ergebnis einer internationalen Tagung zum Thema „Ökonomie der Faszination“, die Schmid im Jahr 2007 – damals noch an der Uni Heidelberg – organisiert hatte. „Dabei ging es zum ersten Mal um die Rolle spektakulärer Inszenierungen und die davon ausgehende Faszination“, macht der Jenaer Forscher deutlich. Ursprünglich war geplant, die Beiträge der Tagung in einem Band zusammenzufassen. Doch schon während der Tagung zeichnete sich ab, dass Schmid und seine Kollegen mit diesem Thema zahlreiche Debatten unter den Wissenschaftlern angestoßen haben, deren Resultate auch für ein breiteres Publikum interessant sein können. „Deshalb haben wir in den beiden zurückliegenden Jahren das Konzept des Buches weiterentwickelt und gemeinsam mit den Autoren die Tagungsbeiträge vertieft und erweitert.“

Herausgekommen ist nun ein Band, der dem Begriff der Faszination jenseits der gängigen Theorien nachspürt und dabei die Grenzen wissenschaftlicher Disziplinen immer wieder überschreitet. „Wir streifen Aspekte der Geographie, Architektur, Kulturwissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und Ökonomie“, erläutert Mitherausgeber Schmid. Faszination spielt in vielen alltäglichen Situationen eine wichtige Rolle, ist aber wissenschaftlich noch wenig erforscht. Dies soll sich jetzt mit dem vorliegenden Sammelband ändern.

Bibliographische Angaben:
Schmid H, Sahr W-D, Urry J (Hg.): „Cities and Fascination. Beyond the Surplus of Meaning”, Ashgate Verlag, Farnham 2010, 243 Seiten, Preis: 61,99 Euro, ISBN-13 978-1409418535

Quelle pressrelations.de

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