Preis für Notfallversorgung von Kindern

Okt 5, 2011
Obst und Medizin

Eine Blutvergiftung, eine lebensbedrohliche Unfallverletzung, ein plötzliches Organversagen: Notfälle bei Kindern erfordern besonderes medizinischen Know-how und schnelles Handeln. Für die Versorgung von kleinen Notfallpatienten gibt es das norddeutsche Pädiatrische Intensivnetzwerk (PIN). Für den Aufbau und die Koordination des Netzwerks wurde Dr. Michael Sasse, Leitender Oberarzt der Intensivstation der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) kürzlich mit dem B. Braun Critical Care Award 2011 ausgezeichnet. „Network ist immer Teamwork“, sagt der Mediziner und nahm die Auszeichnung der Deutschen Sepsis-Gesellschaft e.V. auch im Namen seiner Kollegen entgegen. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Die Sepsis-Gesellschaft vergibt die Auszeichnung jedes Jahr für innovative Arbeiten, die dazu beitragen, wissenschaftliche Nachweise in die klinische Praxis umzusetzen.

Das Pädiatrische Intensivnetzwerk gibt es seit 2003. „Unser Ziel ist es, flächendeckend und jederzeit in unserem Einzugsgebiet jedem Patienten eine möglichst optimale Therapie zu bieten“, erklärt Dr. Sasse. „Innerhalb des Netzwerks geben wir unsere theoretische und praktische Fachkompetenz bei der Intensivbetreuung von Kindern an andere Kliniken weiter.“ Dafür treffen sich die beteiligten Ärzte und Pflegekräfte regelmäßig zu Workshops, Symposien und Vorträgen.Mittlerweile sind insgesamt 30 Kliniken an das Netzwerk angeschlossen, das PIN erstreckt sich über ganz Niedersachsen und teilweise bis in benachbarte Bundesländer hinein. Im Einzugsgebiet des PIN leben rund 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche. Anfangs beschränkte sich die Zusammenarbeit der Kliniken auf Blutvergiftungen, inzwischen kooperieren sie bei Notfällen jeder Art. In der Praxis sieht das so aus, dass die Experten der MHH gerufen werden, wenn die medizinischen Kapazitäten einer anderen Klinik nicht ausreichen oder es um besonders komplizierte Notfälle geht. Gemeinsam wird dann in wenigen Minuten ein Notfallplan erstellt. Die Unterstützung erfolgt entweder per Telefon oder direkt vor Ort. Mindestens einmal pro Woche sind Dr. Sasse und sein Team mit dem Rettungshubschrauber zu einem Notfall irgendwo in Niedersachsen unterwegs. Kann das Kind nicht im dortigen Krankenhaus behandelt werden, kommt es in die MHH.

Die Fäden des Pädiatrischen Intensivnetzwerks laufen zwar in der MHH zusammen, die Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken erfolgt aber auf Augenhöhe. „Gegenseitiges Vertrauen ist unsere Basis, deshalb funktioniert es so gut“. Der gemeinsame Erfolg wird auch darin deutlich, dass die Zahl der Todesfälle durch Blutvergiftung innerhalb des PIN auf zwei Prozent gesunken ist. „Das entspricht der Rate einer Top-Klinik“, betont der Kinderarzt.Weltweit beträgt die Todesrate 13 Prozent.

Die Intensivstation der MHH-Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin hat 18 Betten. Im Jahr 2003 wurden dort rund 600 kleine Notfallpatienten behandelt. In diesem Jahr werden es wahrscheinlich etwa 1.000 sein. Es ist aber nicht so, dass automatisch jeder Notfall in der MHH behandelt wird. „Im Netzwerk nutzen wir die gesamten Ressourcen der pädiatrischen Intensivmedizin“, erklärt Dr. Sasse. So werden Patienten mir schweren Brandverletzungen schwerpunktmäßig in der Kinderklinik auf der Bult in Hannover behandelt und Kinder, die epilepsiechirurgisch versorgt werden müssen, kommen nach Bielefeld ins Epilepsiezentrum. Zur Frührehabilitation werden die Kleinen ins Kinderkrankenhaus Park Schönfeld in Kassel verlegt. Grundsätzlich bemühen sich die Mediziner im PIN immer darum, dass die kranken Kinder möglichst bald in ihr Heimat-Krankenhaus rückverlegt werden, damit sie wieder nah bei der Familie sind.„Durch die Festlegung von Kompetenzzentren und die frühe Rückverlegung arbeiten wir multidirektional. Das ist weltweit wohl einmalig“, sagt Dr. Sasse.

Quelle pressrelations.de

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