- bis 8. Mai: Euro-Melanomawoche 2010
BERLIN – Die Euro-Melanomawoche vom 3. bis 8. Mai steht ganz im Zeichen der Aufklärung über Hautkrebs und der Möglichkeiten, sich wirksam vor Hauttumoren zu schützen. Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft haben die bundesdeutsche Öffentlichkeit aufgefordert, möglichst frühzeitig und regelmäßig die Gelegenheit zu einer Hautkrebsvorsorgeuntersuchung zu nutzen.
Die Zahl der Hautkrebs-Neuerkrankungen steigt weiter. Mittlerweile entwickeln 16 von 100.000 Bundesbürgern jährlich neu ein Malignes Melanom. Das bedeutet rund 22.000 Ersterkrankungen dieser auch als Schwarzen Hautkrebs bekannten Krebsform, hinzu kommen 83. 000 Basalzell- und 28.000 Plattenepithelkarzinome – insgesamt Jahr für Jahr. Tendenz weiterhin steigend.
„Das Beunruhigende an der Datenlage ist nicht allein die hohe Gesamtzahl, sondern dass die Patienten heutzutage durchschnittlich schon mit deutlich unter 60 Jahren an dem besonders gefährlichen Malignen Melanom erkranken, und nicht erst im hohen Alter“, erklärt Prof. Rudolf Stadler, Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) den aktuellen Trend.
Die Bevölkerung auf Sinn und Zweck einer möglichst frühzeitigen Hautkrebsvorsorgeuntersuchung aufmerksam zu machen, ist ein Hauptanliegen der europaweiten Hautärzte-Kampagne. Denn früh genug erkannt, sei Hautkrebs – auch das potentiell tödliche Maligne Melanom – zu annähernd 100 Prozent heilbar.
„Bei einer Tumordicke von über vier Millimetern beträgt die 5-Jahre-Überlebensrate nur noch 45 Prozent“, verdeutlicht Stadler die Dringlichkeit, auffällige Hautveränderungen frühzeitig untersuchen zu lassen. „Deshalb haben die Deutsche Dermatologische Gesellschaft und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen die Aufklärung über Hautkrebs, seine Gefahren und die Prävention zur Nummer 1 ihrer Aktivitäten erklärt“, so der Leiter der Hautklinik Minden.
Der Gesetzgeber hat die Notwenigkeit einer flächendeckenden Hautkrebsvorsorgeuntersuchung erkannt und zum 1. Juli 2008 das Hautkrebsscreening als Kassenleistung für über 35jährige gesetzlich verankert. Seit der Einführung des Screenings haben nach Angaben von BVDD-Generalsekretär Dr. Klaus Fritz bereits rund 11 Millionen Vorsorgeberechtigte diese Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch genommen.
Die bei den Untersuchungen entdeckten Tumoren befanden sich nach seinen Angaben in aller Regel noch in einem frühen Stadium mit einer Eindringtiefe von weniger als einem Millimeter und haben dann eine sehr hohe Heilungschance von nahezu 100 Prozent.
„Das Hautkrebsscreening als Kassenleistung in Deutschland nimmt bislang europaweit eine Ausnahmestellung ein. Aufgabe der Euro-Melanomawoche ist daher auch, in den übrigen EU-Ländern die Hautkrebsvorsorge voran zu treiben und diese Vorsorgeuntersuchung gratis anzubieten“, so der in Landau niedergelassene Dermatologe.
Dennoch gibt es seitens der Hautärzte Kritik an der Ausgestaltung des Hautkrebsscreenings. Die Altersbeschränkung ab 35 sei zu hoch und der lediglich zweijährliche Turnus lasse viele Primärerkrankungen unentdeckt, fasst Fritz die Nachteile der deutschen Regelung zusammen. Eine wichtige Intention der Euro-Melanomawoche in Deutschland sei daher, auch Jugendliche und junge Erwachsenen unter 35 zu erreichen. Eine Reihe von Krankenkassen seien inzwischen dazu übergegangen, die Hautkrebsfrüherkennung auch für diese Versicherten zu übernehmen.
Fritz verweist ausserdem auf die Vorteile einer erweiterten Hautkrebsvorsorge unter Zuhilfenahme der Auflichtmikroskopie oder Videodermatoskopie: Besonders die Auflichtmikroskopie sei für den Facharzt unverzichtbar, weil sie früher und genauer zwischen gut- und bösartig zu unterscheiden helfe und dadurch unnötige operative Eingriffe vermieden werden können.
Bei der Videodermatoskopie werden Pigmentflecke digital erfasst und ausgewertet, um eventuelle Veränderungen besser kontrollieren zu können. „Beide Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen bisher nicht erstattet“, bemängelt Fritz die Vorgaben der gesetzlichen Krankenversicherung zum Hautkrebsscreenings in Deutschland.
„Befund: Malignes Melanom“ – diese Diagnose bedeute heutzutage kein Todesurteil mehr, erklärt PD Dr. Uwe Trefzer, Leiter des Melanomcentrums am Haut Tumor Centrum der Charité in Berlin. Selbst bei Eindringtiefen über einen Millimeter gebe es gute Behandlungsmöglichkeiten und viel versprechende neue Forschungsergebnisse.
Trefzers bereits vor Jahren an einem Malignen Melanom erkrankter Patient, der 78jährige Dr. Dieter Nieveling, appellierte auf der Vorab-Euromelanoma-Pressekonferenz an die Adresse der Politik: Es werde höchste Zeit, dass eine Gesundheitsaufklärung über Sonnenlicht, Hautkrebs und Prävention schon in den Schulen stattfinde. Unter diesem Gesichtspunkt sei eine Kampagne wie die Euro-Melanomawoche ein wichtiges Instrument zur Schärfung des öffentlichen Bewusstseins für die zunehmende Bedrohung durch Hautkrebs.
„Der richtige Umgang mit krebsinduzierendem Sonnenlicht muss endlich im Bewusstsein der Jugend ankommen, ebenso die Gefahren der Sonnenstrahlhütten, in denen sich die Jugendlichen zum Teil extrem belichten lassen. Es sollte gezielt etwa im Biologieunterricht auf solche Dinge größerer Wert gelegt werden,“ fordert Nieveling und erinnert daran, dass die Lichtschäden, die den Hautkrebs im Alter auslösen überwiegend bereits in der Jugend erworben werden.
„Die beste Behandlung ist und bleibt eine, die erst gar nicht gebraucht wird“, bringt Fritz die Werbung der Dermatologen für den Eigenschutz auf den Punkt. Mit einfachen Maßnahmen wie dem Tragen von geeigneten Textilien, ausreichendem Eincremen mit Sonnenschutzmittel sowie dem Meiden der Sonne in der Zeit von 11 bis 15 Uhr, könne dazu beitragen, das Hautkrebsrisiko deutlich zu verringern.
„Jedes Jahr finden öffentliche Vorträge statt und es wird eine Telefonsprechstunde abgehalten. Besonders am Herzen liegt uns Hautärzten vom Recklinghausener Qualitätszirkel das Schulprojekt, bei dem wir Hautfachärzte den Schülern einen Vortrag über vernünftige Prävention mit anschließender Diskussion bieten,“ beschreibt Reinhard Mrotzek, niedergelassener Hautarzt in Datteln, wie er und seine Kollegen im Landkreis Recklinghausen daran arbeiten, das Bewusstsein ihrer Mitbürger für die nötige Vorsorge zu schärfen.
„Wir wollen Hautkrebs nicht nur behandeln, sondern aufklärend wirken, um dem Umsichgreifen dieser Erkrankung entgegenzuwirken“, so Mrotzek zu seiner Motivation, sich an der Euro-Melanomakampagne zu beteiligen.
Im vergangenen Jahr nahmen in der Region Recklinghausen 26328 über 35 Jährige und 1091 jüngere die Gelegenheit wahr, an einem Hautkrebsscreening der gesetzlichen Krankenversicherung teilzunehmen.
Um das Thema Hautkrebsvorsorge wortwörtlich „plakativ“ in die breite Öffentlichkeit hinein zu tragen, hatte der BVDD gleich nach dem Jahreswechsel unter jungen Grafikern einen Plakatwettbewerb zur Euro-Melanomawoche ausgeschrieben, an dem sich über 60 Nachwuchstalente mit rund 90 Beiträgen beteiligten.
Vanessa Hüdepohls Konzept konnte die Jury überzeugen und wurde zum Trägerplakat der diesjährigen Euro-Melanomawoche gekürt. Das Plakat der jungen Münchenerin zeigt das nur zur Hälfte sichtbare Gesicht einer jungen Frau und den Slogan „Die Sonne hat auch Schattenseiten.“ Es hängt inzwischen in nahezu jeder deutschen Hautarztpraxis um für eine Beteiligung an der Euro-Melanomawoche zu werben.
Ein weiteres Erkennungszeichen der Kampagne ist der standardisierte Untersuchungsbogen. Im vergangenen Jahr nahmen anlässlich der Euro-Melanomawoche rund ein Viertel der Teilnehmer überhaupt zum ersten Mal die Chance zu einer Hautkrebsvorsorgeuntersuchung wahr, wie die nachfolgende anonyme Auswertung zeigte.
Dermatologen – die Spezialisten für die Haut
Hautärztinnen und Hautärzte behandeln in Deutschland rund 2000 verschiedene Hauterkrankungen. Zum Spektrum der Versorgung zählen Allergien, Haarausfall, Krampfadern und Geschlechtskrankheiten ebenso wie Hautkrebs und Umwelterkrankungen. Aber auch für Hautgesunde sind Dermatologen wichtige Ansprechpartner, etwa um kleine ästhetische Beeinträchtigungen und Alterungserscheinungen der Haut zu korrigieren.
Innerhalb der medizinischen Versorgung stellen die rund 2700 dermatologischen Praxen und rund 100 dermatologischen Abteilungen an Kliniken nur eine kleine Gruppe dar. Die Zahl der Patientenkontakte ist mit mehr als 21 Millionen pro Jahr allerdings außerordentlich hoch, wobei seit Jahren eine stetige Steigerung zu beobachten ist.
Rund 3300 Hautärztinnen und Hautärzte haben sich dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen angeschlossen. 46 Prozent der Mitglieder sind Frauen. Ein wichtiger Schwerpunkt Zweck des 1952 gegründeten Verbandes ist die berufliche Fort- und Weiterbildung seiner Mitglieder.
Berufsv. d. Dt. Dermatologen
Ralf Blumenthal
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