Biomarker entscheiden über die Therapie
sup.- Die an individuellen Biomarkern orientierte Therapie führt in der Krebsmedizin zu einem Paradigmenwechsel. Diese Ansicht äußerte Prof. Michael Hallek (Uniklinik Köln) auf dem Europäischen Onkologenkongress in Berlin (September 2009). Damit ist gemeint, dass bestimmte Eigenschaften des Tumors darüber entscheiden, welches Medikament bei der Behandlung des Patienten zum Einsatz kommen kann. Entsprechend ist die Zulassung des Medikaments an den Nachweis von speziellen Biomarkern gekoppelt.
Ein gutes Beispiel für die personalisierte Krebsmedizin ist die neue Option bei metastasiertem Darmkrebs, den Patienten zusätzlich zur Standard-Chemotherapie mit Antikörper-Infusionen zu behandeln. Dieses Medikament, das zeigen mehrere Studien, ist jedoch nur wirksam, wenn das KRAS-Gen im Tumor normal (Wildtyp) und nicht verändert (mutiert) ist. Welcher KRAS-Status vorliegt, kann anhand einer Gewebeanalyse des Tumors exakt ermittelt werden. „Mit dem KRAS-Status wurde erstmalig ein prädikativer Biomarker für Patienten mit metastasiertem Darmkrebs identifiziert, der eine individualisierte Therapie mit Antikörpern in Kombination mit Standard-Chemotherapien ermöglicht“, bestätigt Prof. Carsten Bokemeyer (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf).
Die Wirkungsweise der Antikörper: Sie blockieren gezielt den so genannten epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) auf den Krebszellen. Dadurch können vier Effekte erreicht werden: Sowohl das Wandern der Tumorzellen in gesundes Gewebe als auch die Fernmetastasierung werden vermindert. Bestehende Metastasen, meist in Lunge und Leber, können so verkleinert werden, dass sie operabel werden. Der Effekt der Chemotherapie wird zudem optimiert. Wissenschaftler bezeichnen deshalb zu Recht die neue Therapieoption mit EGFR-Antikörpern als Revolution in der Krebsmedizin. Ehemals unheilbare Patienten haben heute Überlebenschancen. „Patienten, bei denen die Metastasen auf die Leber oder Lunge beschränkt sind, haben jetzt plötzlich eine Heilungschance“, kommentiert der deutsche Krebsforscher Prof. Heinz-Josef Lenz (University of South California in Los Angeles) die Bedeutung der Antikörper-Infusionen.
Bildzeile: Selbst Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium ist heute dank neuer Therapieoptionen heilbar.
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