Billige Pillen aus Deutschland durch Bastelarbeit – Das absurde Geschäft mit Re-Importen und Importen

Feb 3, 2010
Obst und Medizin

Zwei identische Medikamente – ein Preis. Klingt absurd? Ist es auch! Der aktuelle „Tabletten-Tourismus“ durch Europa macht es möglich. Um Medikamente auf dem deutschen Markt billiger anbieten zu können, sind kluge Geschäftsleute auf eine findige Idee gekommen. Sie fahren deutsche Medikamente mit einem LKW rund 4.000 Kilometer durch Europa und können sie danach günstiger anbieten. Das ganze ist legal, dank dem freien Handelsverkehr in Europa nun möglich und von der deutschen Bundesregierung sogar gefördert.
Das Prozedere scheint verrückt, aber effizient: deutsche Medikamente, die eigentlich für das Ausland bestimmt sind, werden zunächst exportiert. Dann sofort wieder importiert. Die Packungen in der jeweiligen Landessprache des ursprünglichen Bestimmungslandes werden entsorgt und neu in Deutsch gedruckt oder in Bastelarbeit per Hand umetikettiert. Anschließend kann das gleiche Medikament in Deutschland für einen günstigeren Preis verkauft werden. Das ganze wird sogar von der Deutschen Bundesregierung gefördert. Die gibt eine Import-Quote von 5,5 % für die Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten vor und sorgt damit dafür, dass 36 Millionen Medikamentenschachteln im Jahr auf die Reise geschickt werden. Das Geschäft boomt so sehr, dass der Arznei-Importanteil auf 2,6 Mrd. € pro Jahr angewachsen ist.
RTL-„Explosiv“ ist es nun gelungen hinter die Kulissen der Pillen-Importeure zu schauen. Der Größte Importeur in Deutschland zeigt, eine Halle, in der 300 Frauen, ausländische Schachteln für den Deutschen Markt wieder umgestalten. Dabei wird jede einzelne Pillenschachtel ausgepackt, die Tabletten von Hand aussortiert, die Umverpackungen mit deutschen Etiketten überklebt und abschließend alles mit einem deutschen Beipackzettel wieder einsortiert. Allein dieser Händler verdient mit dem Überkleben von Arzneischachteln 900 Mio. € im Jahr. Und wo bleibt dabei der Verbraucher? Der muss um dieses Phänomen wissen, um gezielt in der Apotheke nach den preisgünstigeren Re-Importen zu fragen. Bei einem Asthmaspray kann er dann bis zu 11 Euro sparen oder bei der Antibabypille beispielsweise bis zu 8 Euro.
Bei dieser Gesundheitspolitik stellt sich natürlich nur die Frage, warum das alles? Unnötige Transporte, unnötiger Müll, und verwirrende Verpackungen, die, für den Verbraucher, fast wie Fälschungen aussehen. Dabei könnte man Medikamente in Deutschland per gesetzlicher Regelung, wie in anderen EU-Ländern auch, günstiger machen. In vielen EU-Ländern geben die Krankenkassen bereits vor, was ein Medikament maximal kosten darf. Außerdem wird meist keine oder eine geringere Mehrwertssteuer für Arznei erhoben.
Quelle pressrelations.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert