All Inclusive mit Pelz und Wodka: Russinnen auf Türkei-Urlaub

Sep 3, 2009

Süddeutsche Zeitung TV über ein touristisches Phänomen an der Türkischen Riviera und ein deutsches Paar, das versehentlich in einem von Russen „besetzten“ Hotel landet.

Seit 2008 sind deutsche Touristen in der türkischen Urlaubsregion um Antalya in der Unterzahl: Russen haben das Konzept des All-Inclusive Urlaubs entdeckt und überschwemmen türkische Hotels. Den legendären Handtuchkrieg haben sie handstreichartig beendet – kein Platz mehr am Pool für Urlauber aus Deutschland. Kyrillische Buchstaben in den Shoppingstraßen, Borschtsch am Buffet und überall leere Wodkaflaschen: Eine neue Urlaubs-Supermacht erobert den Mittelmeer-Raum.

Jürgen (52) und Elke (49) aus Singen sind geschockt: In ihrem Fünf-Sterne-Hotel im türkischen Göynük sind die beiden die einzigen deutschen Gäste. Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus:

An der Poolbar liefern sich Russen eine wilde Bierschlacht. Irina (23) aus Weißrussland bringt türkischen Kindern Bauchtanz bei. Unterwäschemodel Aida (24) aus Moskau testet Pelzmäntel aus kanadischem Nerz. Dass vor der Tür 38 Grad im Schatten sind, stören sie nicht, denn: „Jedes Mädchen weiß, dass man Pelze am besten im Sommer kauft. Dann sind sie am billigsten.“ Eurat (28) und Mahmut (30) aus Kasachstan haben sich drei neunzehnjährige russische Studentinnen als Urlaubsbegleitung mitgenommen und amüsieren sich auf kasachisch zwischen Kraftraum und Russendisco.

Anja, 22, aus Leipzig ist Animateurin, genau so wie ihr türkischer Freund. Sie muss ansehen, wie er jeden Tag von Berufs wegen mit jungen Moskowiterinnen flirtet oder Kasachinnen zu Poolspielen überredet. „Ich vertraue ihm, auch wenn die an ihm rumgrabschen. Sonst kann ich mich gleich von ihm trennen“, sagt sie.

Die komplette Tourismus-Infrastruktur hat auf die Gäste aus dem Osten umgestellt: Souvenir-Shops wurden in Pelz-Boutiquen umgewandelt, am Kiosk russische Rätselhefte statt deutscher Zeitschriften. Und wenn hier vom Personal jemand ein Fremdsprache spricht, dann natürlich Russisch. Das Deutsch ist eingerostet. Die Händler sind unzufrieden. Schlimm genug, dass Krise ist. Die Russen sind überaus harte Geschäftspartner. „Der Deutsche kommt rein, Du sagst einen Preis, er zahlt und geht. Die Russen feilschen nur und kaufen nichts.“ schimpft ein türkischer Händler. Nicht nur er sehnt sich nach den unkomplizierten Deutschen zurück.

Süddeutsche Zeitung TV
Sonntag, 27.9.2009
ca. 23:20 Uhr
bei VOX

Quelle (lifePR)

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