Fertiglesebrillen: Bestenfalls ein Notbehelf

Sep. 24, 2008
Obst und Medizin

Irgendwann ab 40 trifft es jeden: Buchstaben und Zahlen verschwimmen, Raten statt Lesen ist dann angesagt – bei den Preisetiketten im Supermarkt, den Abfahrtszeiten im Fahrplan oder der Speisekarte im Lieblingsrestaurant. In diesen Situationen erscheint die Fertiglesebrille zum Discount-Preis als praktische Lösung. Kerstin Kruschinski vom Kuratorium Gutes Sehen rät dennoch zur Vorsicht: „Wer sich ausschließlich auf den günstigen Notbehelf verlässt, riskiert müde Augen und Kopfschmerzen – und verschenkt viel Lebensqualität.“
Der erste Eindruck ist positiv: Beim Blick durch die Fertiglesebrille ist die Sicht klarer, die Buchstaben gewinnen Kontur, das Lesen fällt leichter. Doch der Schein trügt, weiß Dr. Wolfgang Wesemann, Privatdozent an der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln: „Jeder Mensch sieht anders. Die Gläser der Fertigbrillen sind nicht individuell auf den Träger angepasst – und falsch zentrierte Brillengläser können Beschwerden wie Schwindelgefühl, Unwohlsein oder Kopfschmerzen hervorrufen, das hat eine wissenschaftliche Studie aus den USA erneut gezeigt.“ Fertigbrillen sind allenfalls ein Notbehelf, für längeres Schmökern sind sie ungeeignet.
Einheitskorrektur für beide Augen
Ein Manko der Billigmodelle: Sie korrigieren das linke und das rechte Auge mit der gleichen Glasstärke. Die Natur aber lässt sich in kein Raster zwingen. Wesemann: „Es kommt nur sehr selten vor, dass beide Augen exakt die gleiche Sehschwäche aufweisen und daher mit den selben Dioptrienwerten korrigiert werden können. Die Folge: Mit einer Fertigbrille sieht meistens nur ein Auge gut. Genauso schlimm: der individuelle Pupillenabstand der Augen wird bei Fertiglesebrillen gar nicht berücksichtigt. Passen Augenabstand und Brillenglaszentrierung aber nicht perfekt zusammen, müssen die Augen lernen, ein wenig zu schielen. Das Sehen wird auf Dauer anstrengend, häufige Folge sind Kopfschmerzen. Fazit: Dass eine Größe allen passt, gibt es weder bei der Bekleidung noch bei der Brille. Bei diesen Nachteilen ist es nur ein schwacher Trost, dass Fertiglesebrillen nach derzeitigem Forschungsstand keine bleibenden Augenschäden verursachen.
Die Alternative zu den Billigmodellen ist die maßgeschneiderte Lesebrille vom Fachmann. Sie wird passgenau für die Ansprüche des Trägers gefertigt und kann auch stärkere Fehlsichtigkeiten sowie Hornhautverkrümmungen ausgleichen. Nicht zuletzt sorgt die sorgfältig angepasste Fassung für ein angenehmes Tragegefühl. „Wer von seiner Brille optimales, entspanntes Sehen und beste Verträglichkeit erwartet, geht besser zum Augenoptiker als in den Supermarkt“, betont Wesemann. Immerhin: Ihrer Funktion als Notbehelf für zwischendurch werden Fertiglesebrillen dann doch gerecht.

Ansprechpartner:

Frau Kerstin Kruschinski
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Telefon: +49 (30) 41402122
Fax: +49 (30) 41402123
Quelle (lifePR)

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