Horror „Schulanfang“ – Seelischer Druck führt zum Schulversagen

Aug 28, 2007
Obst und Medizin

Für Tobias Marten* (9 Jahre) geht die entspannte Ferienzeit viel zu schnell zu Ende. Er kommt in die 4. Klasse und möchte Tierarzt werden. Seine Legasthenie (Lese-/Rechtschreibstörung) macht den Schulbesuch fast zur Hölle. „Morgens ist mir immer ganz übel und ich habe Bauchschmerzen, wenn ich zur Schule muss. Ich habe das Gefühl, ich schaffe das alles nicht“, klagt Tobias. Wenn Tobias über die Schule berichtet, kullern ihm die Tränen über seine blassen Wangen. „Wir waren beim Kinderarzt und bei weiteren Ärzten, aber man konnte nichts Organisches feststellen. Der Kinder- und Jugendpsychiater, der bei Tobias Anfang des Jahres die Legasthenie diagnostiziert hat, sagt, es seien psychosomatische Störungen als Folgeerscheinung der Legasthenie“, erzählt Tobias Mutter.
Fast jeder 2. Schüler, der von einer Legasthenie (Lese-/Rechtschreibstörung) oder einer Dyskalkulie (Rechenstörung) betroffen ist, leidet unter psychosomatischen Störungen. Die Versagensängste bei diesen Kindern sind so hoch, dass sie selber das Gefühl haben, sie werden die Schule nie schaffen und fallen in ein seelisches Tief. Tobias Klassenlehrerin, die ihn auch in Deutsch unterrichtet, empfiehlt der Mutter, mehr mit Tobias zu üben, denn er sei einfach noch zu verträumt und mit mehr Einsatz ließe sich die Legasthenie überwinden.
„Diese Empfehlung erhalten viele Eltern. Üben, üben und nochmals üben. Mit einfachem Üben ist es bei Legasthenikern und Dyskalkulikern aber nicht getan, denn sie müssen durch spezielle Förderprogramme den Zugang zum Lesen, Schreiben oder Rechnen erhalten. Durch den gut gemeinten Rat der Lehrer, noch mehr zu üben, stürzt man das Kind in einen Teufelskreis. Es strengt sich an, verliert viel wertvolle Zeit mit sinnlosem Üben und Kind und Eltern sind frustriert, weil man keine Fortschritte sieht. Das Kind verzweifelt dann an sich selber, weil es keine Erfolgserlebnisse hat. Diese Belastung halten Kinder nicht lange aus und der seelische Druck führt dann oftmals zum Schulversagen“, beklagt Christine Sczygiel, Vorsitzende des BVL, Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V..
Der BVL empfiehlt den Eltern, nachdem eine Legasthenie oder Dyskalkulie von fachkompetenter Stelle diagnostiziert wurde, eine individuelle Legasthenie- oder Dyskalkulietherapie zu beginnen. „Eigentlich hat die Schule die Verantwortung, unseren Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Die Lehrer sind meistens nicht ausgebildet, diese speziellen Förderprogramme im Förderunterricht anzuwenden. Zusätzlich findet an den wenigsten Schulen Förderunterricht statt und wenn er statt findet, werden in viel zu großen Gruppen alle Problemkinder zusammengewürfelt – ohne auf ihren spezifischen Förderbedarf Rücksicht zu nehmen“, kritisiert Sczygiel.
Tobias erhält jetzt außerschulisch Förderunterricht bei einer Legasthenietherapeutin, die eine Weiterbildung bei einer vom BVL zertifizierten Weiterbildungseinrichtung gemacht hat. „Wir wollen jetzt keine wertvolle Zeit mehr verlieren und haben deshalb nach einem qualifizierten Therapeuten gesucht. Glücklicherweise haben wir in unserer Nähe eine gute Therapeutin gefunden. Tobias ist jetzt seit einem Monat in Therapie und kommt immer strahlend nach Hause, denn er sieht, dass er bereits Fortschritte macht. Tobias wird auch seelisch wieder aufgebaut, denn die Therapeutin zeigt ihm auf, wie viele Stärken er hat. Tobias hat durch die schwierige Situation in der Schule sein Selbstvertrauen verloren, was nun langsam wieder zurückkommt“, berichtet Tobias Mutter. Tobias schöpft auch wieder Hoffnung und strahlt: „Vielleicht schaffe ich es doch noch, Tierarzt zu werden, denn ich bin in vielen Dingen sehr begabt und meine Therapeutin meint auch, ich kann das schaffen.“
Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet abrufbar unter www.bvl-legasthenie.de.
*Name wurde von der Redaktion geändert
Abdruck frei, Belegexemplar erbeten
552 Wörter, 3.969 Zeichen mit Leerzeichen
Ansprechpartner für Rückfragen zu dieser Pressemeldung:
Annette Höinghaus
c/o Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.
Postfach 11 07
30011 Hannover
E-Mail: hoeinghaus@bvl-legasthenie.de
Telefon: +49 4193 96 56 02
Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. besteht seit über 30 Jahren und ist eine Interessenvertretung von Betroffenen und deren Eltern sowie von Fachleuten (Pädagogen, Psychologen, Ärzten, Wissenschaftlern und im sozialen Bereich Tätigen), die sich in Theorie und Praxis mit der Legasthenie und Dyskalkulie auseinandersetzen. Er trägt dazu bei, dass gesetzliche Grundlagen und wissenschaftliche sowie praktische Möglichkeiten der Hilfe in allen Bundesländern geschaffen und verbessert werden. Durch persönliche Beratung, Informationsschriften und Hinweise auf geeignete Literatur sollen die Eltern die Schwierigkeiten ihrer betroffenen Kinder besser verstehen lernen. Der BVL fördert durch wissenschaftliche Kongresse und Veröffentlichungen die Forschung und den wissenschaftlichen Dialog unter Fachleuten aller beteiligten Disziplinen. Durch Informationen und Zusammenarbeit mit den Medien macht der BVL die Probleme der Legastheniker und Dyskalkuliker bekannt.
Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet abrufbar unter www.bvl-legasthenie.de.
Quelle (openPR)

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