Die neuen „Chocoholics“ kommen:
Chinesen entdecken die Schokolade made in Europe Wachstumsraten von 10 bis 15 Prozent Schokolade als Luxus- und Statusgut für besondere Anlässe Westliche Süßwarenunternehmen halten 40 Prozent am chinesischen Markt
Nach Einschätzung des Süßwarenhandelsverbandes Sweets Global Network (SG), der die Interessen von über 200 deutschen und europäischen Süßwarenunternehmen und Handelsgruppen vertritt, wird sich China in den nächsten Jahren zu einem der bedeutendsten Wachstumsmärkte für Schokoladenprodukte entwickeln. „Während es in der westlichen Welt eine Jahrhunderte alte Kultur- und Eßkulturgeschichte von Schokolade gibt, war es vor einiger Zeit fast undenkbar, dass sich die chinesischen Geschmacksvorlieben, die traditionell von salzigen und sauren Snacks geprägt sind, auf Schokoladenprodukte einstellen und sie sogar noch favorisieren. „Die westliche Art der Schokoladenherstellung und Genusswelt erobert Asien und ist eine beispielhafte Fallstudie für die Chancen und Veränderungen durch die Globalisierung“, fasst SG-Geschäftsführer Hans Strohmaier den epochalen Trendwandel zusammen. Diese für die westlichen Produzenten eigentlich positive Entwicklung verursacht zurzeit aber auch die höchsten Kakaopreise seit 1989, bedingt durch Ernteausfälle in den wesentlichen Rohstoffländern, steigende Nachfragen aus dem asiatischen Raum und entsprechende Spekulationsschrauben an den weltweiten Warenbörsen.
Bereits ab 1980 versuchten eine handvoll europäischer und amerikanischer Süßwarenunternehmen, wie etwa Mars, Cadbury, Nestle und Ferrero, den chinesischen Markt zu erobern und setzten dabei vor allem auf erprobte Markenkampagnen, die westliche Lebensart und den Status von Schokolade als Luxusgut propagierten. Diese Strategie scheint nun aufzugehen: Gerade junge Chinesen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren entwickeln sich zu „Chocoholics“, die statt zu gesalzenen Trockenfrüchten mehr und mehr zu Schokoriegeln greifen. Dementsprechend steigt der chinesische Schokoladenkonsum pro Jahr um 10 bis 15 Prozent. Noch liegt der chinesische Pro-Kopf-Verbrauch in diesem Segment bei gerade mal 100g pro Jahr; weit entfernt also etwa von schweizerischen Verhältnissen, die auf einen hundertfachen Wert kommen. Und bisher macht der chinesischen Schokoladenmarkt mit einem Jahresumsatz von rund 600 Mio. Euro nur rund ein Prozent des Weltmarktes aus. Gerade aber die Schweizer Hersteller von Edelschokoladen profitieren am meisten von der chinesischen Geschmacksrevolution. Während die ehemaligen Kernmärkte in Europa und Amerika eher stagnieren, explodiert geradezu die Nachfrage in Russland, Indien und China. Mittelfristig gehen Marktexperten davon aus, dass der chinesische Pro-Kopf-Verbrauch auf 2 Kilo pro Jahr steigen wird. Dieses enorme Marktpotenzial hat Folgen: Erst Anfang 2008 verlegte der weltgrößte Schokoladenhersteller Barry Callebaut seinen Asien-Hauptsitz von Singapur nach Suzhou in der Nähe von Shanghai. Produktionsziel: 25.000 Tonnen pro Jahr. Callebaut profitiert nicht nur vom Wachstum im Segment Schokoladentafeln-, riegeln und -pralinen, sondern vom ebenso rasant wachsenden Backwarenmarkt. Kakao- und Schokoladenprodukte werden hier vor allem als Zutaten für Kuchen, Kekse und Eiscremes eingesetzt. Strohmaier: „Die meisten Chinesen kaufen Schokoladenprodukte weniger zum persönlichen Verbrauch, sondern noch wesentlich als luxuriöse Geschenke zu besonderen Anlässen und Feiertagen. Dementsprechend setzen die Schokoladenhersteller auf umfangreiche Marketing- und Werbekampagnen, die stark emotionalisieren und Schokolade als Luxusmarke kommunizieren. Diese Positionierung wird noch weiter verstärkt durch eine Vielzahl weiterer thematischer Aktivitäten – wie etwa durch die Installierung von Edelshops rund um das Thema Schokolade, den Einsatz von europäischen Spitzenkonditoren- und -köchen und schokoladigen Neu-Kreationen mit chinesischem Touch (z.B. Schokolade mit Grünem-Tee-Geschmack). Die konsequente Markenpolitik der westlichen Hersteller hat vor allem auch den Vorteil, dass ein unverwechselbares Image und eine exklusive Produkt- und Segmentwertigkeit entstanden sind, die man – wie in anderen Fällen oft genug geschehen – nicht einfach so kopieren kann.“
Ansprechpartner:
Herr Martin Heinen
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Quelle (lifePR)