Nachweisrate von rund 70 Prozent der Krebsfälle
sup.- Die Darmkrebs-Vorsorge wird in Deutschland ab dem 50. Lebensjahr empfohlen und von den Kassen erstattet. Den Patienten wird anfänglich zu einem jährlichen Stuhltest geraten und ab dem 55. Lebensjahr zu einer Darmspiegelung (Koloskopie). Doch Fakt ist: Die Mehrheit der Deutschen über 50 Jahre nimmt an keinerlei Darmkrebs-Vorsorge teil. Die Folge: Darmkrebs wird meist erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, in denen die Chancen auf eine Heilung bereits deutlich gesunken sind. „Das große Thema in der Darmkrebs-Vorsorge ist und bleibt weiterhin, dass zu wenige Menschen sie wahrnehmen. Stuhltest und Darmspiegelung werden vom Patienten immer noch nicht ausreichend akzeptiert“, erklärt Prof. Thomas Rösch vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Diese Situation, so die Expertenmeinung, kann durch den neuen einfachen Bluttest für die Früherkennung von Darmkrebs deutlich verbessert werden. Der Test, der seit Oktober 2009 in Speziallaboren und medizinischen Versorgungszentren ausgewertet werden kann, ermöglicht den Nachweis von DNA aus Darmtumoren. Diese Tumor-DNA ist ein Biomarker für das Vorhandensein von Darmkrebs aller Krankheitsstadien. Studien haben gezeigt, dass mit diesem Bluttest (mSEPT9) zwei Drittel der Krebsfälle in frühen, noch lokal begrenzten Krankheitsstadien erkannt werden. Hat der Darmkrebs noch nicht die Lymphknoten oder weitere Organe befallen, können rund 90 Prozent der Patienten von der Krankheit geheilt werden (90 Prozent Fünf-Jahres-Überlebensrate). Und selbst wenn bereits metastasierter Darmkrebs entdeckt wird, gibt es heute dank neuer Therapieoptionen noch erfolgreiche Behandlungsmethoden. Eine zielgerichtete Therapie mit bio-technologisch hergestellten, so genannten EGFR-Antikörpern macht es möglich, nicht nur der weiteren Teilung von Krebszellen entgegenzuwirken, sondern auch ein Schrumpfen vorhandener Tumore zu erreichen. Eine fatalistische Einstellung im Hinblick auf Darmkrebs und deshalb eine Ablehnung von Früherkennungsmaßnahmen ist medizinisch gesehen somit nicht nachvollziehbar. Der neue Bluttest wird derzeit für Selbstzahler und privat versicherte Patienten angeboten. Weitere Studien sollen jedoch dazu führen, dass der Test in die Krebsfrüherkennungs-Richtlinien integriert und dann eine Kostenerstattung auch durch die gesetzlichen Krankenkassen erreicht wird.
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