Depressionen zählen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation zu den häufigsten psychischen Leiden überhaupt. Hochrechnungen zufolge wird die Depression im Jahre 2030 in den industrialisierten Ländern auf Rang eins der Krankheiten stehen, an denen Menschen leiden. Allein in Deutschland sind bereits heute schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung, also etwa vier Millionen Menschen, betroffen. Trotz dieser hohen Zahl wird die Volkskrankheit Depression in der Hälfte der Fälle nicht diagnostiziert und deshalb oft nur unzureichend oder gar nicht behandelt, obwohl die Möglichkeiten der Behandlung in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind.
Um die Defizite in der Versorgung abzubauen und das wissenschaftlich-medizinische Know-how in Diagnostik und Therapie nachhaltig zu verbessern, haben Experten aus insgesamt 28 Fachgesellschaften und Organisationen sowie Vertreter von zwei Patientenorganisationen gemeinsam die neue Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) / S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ erarbeitet. Die Organisation übernahmen dabei die Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg und das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Die Federführung und Fi-nanzierung des Projekts übernahm die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Die Leitlinie wurde am 26. November 2009 beim DGPPN-Kongress der Öffentlichkeit vorgestellt.
Insgesamt beruht die Leitlinie jetzt auf 1.232 Publikationen, deren methodische Güte diskutiert und bewertet wurde. Aus der aufbereiteten Evidenz leiten die Autoren 107 Empfehlungen und Statements zu folgenden Themen ab: Prävention und Screening, Diagnostik, Psycho- und Pharmakotherapie, Komorbidität und Suizidalität. Auch Fragen der Versorgungskoordination werden behandelt, zum Beispiel Einweisungskriterien, Nahtstellen, Rehabilitation und Qualitätsmanagement.
Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL) wird von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) getragen. Ziel ist es, eine optimale fach- und sektorenübergreifende Versorgung chronischer Krankheiten über die gesamte Versorgungskette zu definieren.
Die Leitlinie zur Unipolaren Depression ist die erste Leitlinie, die gleichzeitig als NVL und S3-Leitlinie entwickelt wurde. Durch die enge Kooperation konnten evidenzbasierte Grundlagen und Praxisanfor-derungen optimal verbunden werden.
Neben einer ausführlichen Langfassung werden eine Kurzversion, ein Leitlinien-Report und Praxishilfen zum Thema veröffentlicht. Außerdem plant das ÄZQ, ab November eine PatientenLeitlinie zu erstellen. Es ist geplant, die Leitlinie alle vier Jahre neu herauszugeben. Verantwortlich dafür sind die DGPPN und das ÄZQ gemeinsam mit der AWMF.
Quelle pressrelations.de
Volkskrankheit Depression: Verbesserung der Diagnostik und Therapie
