Die ca. 1,8 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland stellen pflegende Angehörige und professionelle Mitarbeiter*innen der Altenarbeit immer wieder vor große Herausforderungen. Insbesondere, da bei fortgeschrittener Demenz die Betroffenen oftmals ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr klar mitteilen können, sodass die Menschen in ihrem Umfeld ihr Verhalten frei interpretieren müssen.
Demenzbetroffene als therapeutisches Freiwild
In diese Unsicherheitslücke drängt sich nun eine „Demenzindustrie“ (Gronemeyer 2013), die den Anwendern „Lösungen für den Umgang“ und „Wege in die Welt der Demenz“ verspricht. Ohne gesichert wissenschaftliche Erkenntnisse, kann sich nun eine wildgewordene Demenzpädagogik an den Betroffenen gewinnbringend austoben. Menschen mit fortgeschrittener Demenz werden somit zum Freiwild von Pflege, Betreuung und medizinisch-pharmakologischer Behandlung.
Weniger ist manchmal mehr
Dr. Stephan Kostrzewa bietet in seinem neuen Buch „Therapeutisches Gammeln für Menschen mit Demenz“, das im Mai 2023 bei GRIN erschienen ist, einen klaren Gegenentwurf zu dieser absurden Logik. Das Konzept basiert darauf, den Betroffenen ihre Autonomie und damit auch die Regie über ihre Pflege und Betreuung zurückzugeben: Unter anderem dadurch, dass das Therapie- und Trainingsangebot zurück- statt übermäßig hochgefahren wird und Mitarbeiter*innen und Angehörige sich an den Wohlbefindensäußerungen der Demenzerkrankten orientieren.
Auf den Prüfstand kommen hierbei nicht nur externe Kontrollinstanzen wie Heimaufsicht und Medizinischer Dienst, sondern auch die (bislang teilweise nur vermuteten und unterstellten) Bedarfe der Angehörigen von Menschen mit Demenz. Kostrzewas Buch erläutert das komplette Konzept des Therapeutischen Gammelns, das derzeit bereits von ersten Einrichtungen übernommen wird, und richtet sich somit nicht nur an Demenzbetroffene, ihre Angehörigen und Pflegende, sondern an die breite Öffentlichkeit.
Über den Autor
Dem Autor ist es ein Herzensanliegen, dass das Therapeutische Gammeln den Menschen in der fortgeschrittenen Demenz ermöglicht wird. Dr. Stephan Kostrzewa (examinierter Altenpfleger, Palliative Care Fachkraft und Sozialwissenschaftler) begleitet und berät seit vielen Jahren verschiedene Einrichtungen der stationären und ambulanten Altenarbeit. Als Leiter des Instituts für palliative und gerontopsychiatrische Interventionen bildet er Mitarbeiter*innen im Bereich Palliative Care, Palliativmedizin und Gerontopsychiatrische Fachpflege fort. Seine Expertise findet sich in vielen Fachbüchern und Fachartikeln zu Palliative Care, Demenz Care und Angehörigenarbeit wieder.
Das Buch ist im Mai 2023 bei GRIN erschienen (ISBN 978-3-34686-951-7).
Direktlink zur Veröffentlichung: https://www.grin.com/document/1355497
Kostenlose Rezensionsexemplare sind direkt über den Verlag unter presse@grin.com zu beziehen.
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