Die perfekte Rasur mit dem Rasiermesser

Dez 19, 2019
Obst und Medizin

Vom Preshave, Rasierschaum und Rasierpinsel zum Rasiermesser und zur Rasiertechnik

Die perfekte Rasur mit dem Rasiermesser

Barbier-Rasur (Bildquelle: panthermedia)

Sich durch gehobene Lebensart zu profilieren und aus der Masse hervorzuheben: Für den modernen Mann gibt es heute nur noch wenige Möglichkeiten dazu. Designer-Garderobe tragen viele. Selbst eine aufgepimpte Harley ist in unseren Tagen nicht mehr das, was sie einmal war. Aber es gibt noch Gelegenheiten, sich über eine Kombination aus Männlichkeit, Individualität und ein stilvolles Äußeres zu definieren. Eine dieser Gelegenheiten ist die Barbier-Rasur mit dem klassischen Rasiermesser.

Was benötigt man für eine Barbier-Rasur?

Eine klassische Rasur ist wie ein Festbankett mit mehreren Gängen. Es gibt das Amuse-Gueule, also das Appetithäppchen vor dem Menü, die Suppe, das Fischgericht, den Festbraten, das Dessert. Und genauso, wie ein festliches Menü sorgfältig geplant und zubereitet werden muss, ist das auch mit der klassischen Rasur. Das Folgende zeigt auf, was für eine hochklassige Rasur-Zeremonie erforderlich ist.

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Rasur

Wie hochwertig das Rasiermesser auch sein mag – Rasieren bedeutet für die Haut Stress. Um ihn so weit wie möglich zu mindern, ist eine gute Vorbehandlung der Haut unabdingbar. Das bedingt ein passendes Sortiment an Preshave Produkten:

Mit einer Waschlotion oder einer guten Seife erfolgt die Grundreinigung der Haut und des Bartes – dem wertvollen Rasiermesser zuliebe. Staub- und Schmutzpartikel auf den Barthaaren können die extrem dünne Schneidkante beschädigen, was besonders bei Messern mit fester Klinge eine Rolle spielt. Mit einem sanften Gesichtspeeling lassen sich Hautschüppchen entfernen.

Von großer Bedeutung ist der Rasierschaum. Dass hier kein Fertigschaum aus der Sprühdose zum Einsatz kommen darf, muss nicht extra erwähnt werden. Die sorgfältige Zubereitung des Rasierschaums ist ein wesentlicher Bestandteil der Barbier-Rasur. Ausgangsprodukte dafür sind entweder die Rasierseife oder die Rasiercreme. Für die Zubereitung ist eine Rasierschale zur Aufnahme des Schaums und ein Rasierpinsel erforderlich. Der Pinsel hat zwei Aufgaben: zum einen das Schlagen des Schaums, zum anderen das Auftragen auf die Haut. Männer mit besonders robustem Bartwuchs brauchen möglicherweise zusätzlich ein gutes Rasieröl. Schließlich kommt das Wichtigste – das Rasiermesser. Nähere Informationen dazu folgen weiter unten. Um das Messer zu schärfen, ist ein lederner Abziehriemen wichtig. Auch der Riemen braucht Pflege – dafür ist eine spezielle Pflegepaste erhältlich. Um den während der Rasur abgenommenen Bart und auch den Schaum vom Messer zu entfernen, wird schließlich noch ein flacher Schwamm benötigt.

Wichtig für den harmonischen Abschluss, die optimale Pflege der Haut und ein gutes Gefühl nach der Rasur ist eine umfassende Aftershave-Ausstattung. Und schließlich: Auch der geübten Hand kann einmal ein kleines Missgeschick passieren. Dafür gibt es Alaun, um Blutungen zu stoppen und die Schnittstelle zu desinfizieren.

Im Detail: Preshave

Wie man seine Haut vor Beginn der Rasur behandelt, entscheidet maßgeblich über das Ergebnis. Hier sollte man sorgfältig vorgehen:

Der erste Schritt ist das gründliche Befeuchten der gesamten Rasierfläche einschließlich Hals. Jetzt kommt der Auftrag einer Waschlotion, um Schmutz und Fett zu entfernen. Der zusätzliche Effekt dieser Maßnahme ist die Entspannung der Haarkanäle, und das führt wiederum dazu, dass die Barthaare weiter aus der Haut austreten. Da sie sich nach der Rasur wieder zurückziehen, ergibt das eine besonders glatte Rasur.

Alternativ – oder zusätzlich – kann zur Entspannung der Haut auch eine warme Kompresse zum Einsatz kommen. Dazu kann man ein Handtuch entweder im Backofen aufwärmen oder – noch besser – mit heißem Wasser tränken. Kenner fügen dem Wasser noch ein wenig ätherisches Öl hinzu. Jetzt das Handtuch vom Hals über das Kinn bis zur Oberlippe legen, die Augen schließen und entspannen. Vorsicht – Suchtgefahr: Wer das einmal gemacht hat, möchte nie mehr darauf verzichten.

Wenn die Haut leicht gerötet erscheint, ist das ein Zeichen dafür, dass sich die Poren geöffnet haben und die Haut gut durchblutet ist. Jetzt kann die Rasur beginnen.

Einmal wöchentlich ist ein Peeling empfehlenswert. Das ist die Rundumbehandlung zum Entfernen eingewachsener Barthaare und abgestorbener Hautschuppen. Dabei sollte man sanft und vorsichtig zu Werke gehen, um die Haut nicht unnötig zu reizen. Auf keinen Fall sollte das Peeling direkt vor oder nach der Rasur erfolgen, um der Haut keinen übermäßigen Stress zu verursachen. Der beste Zeitpunkt ist am Abend zuvor.

Im Detail: Das Rasiermesser

Mit dem Rasiermesser ist es wie mit der Armbanduhr. Am genauesten ist eine billige Quarzuhr, aber was ist das schon gegen einen klassischen Chronometer mit Automatikaufzug und mehreren Komplikationen? Ein wunderschön gefertigtes Messer aufzuklappen und in der Hand zu fühlen – das alleine ist es schon wert, zur Barbier-Rasur zu wechseln. Wer die schaurig-schöne Musicalverfilmung „Sweeny Todd“ gesehen hat, weiß, was gemeint ist.

Im Wesentlichen gibt es zwei Arten von Rasiermessern:

Rasiermesser mit fester Klinge
Rasiermesser mit Wechselklinge (Shavette)

Beiden Arten ist gemeinsam, dass sie klappbar sind. Es gibt den Griffteil, in den das Messer nach dem Gebrauch eingedreht wird. Das schützt das Messer und auch den Benutzer.

Das Rasiermesser mit fester Klinge ist die klassische Form des Rasiermessers. Um das Messer scharf zu halten, ist der bereits erwähnte Abziehriemen erforderlich. Bei richtiger Behandlung kann das Festmesser seinem Besitzer ein Leben lang gute Dienste leisten.

Für das Rasiermesser mit Wechselklinge ist kein Abziehriemen erforderlich. Wenn das Messer stumpf wird, genügt der Austausch der Klinge. Für Puristen ist diese Variante keine Option. Ihrer Ansicht nach widerspricht die Idee der Wechselklinge der grundlegenden Philosophie der Barbier-Rasur.

Das Rasieren mit dem Barbier-Messer ist mit etwas Übung verbunden. Anders als bei den modernen Nassrasierern gibt es keine Bewegungsführung, die den Abstand zwischen Messer und Haut reguliert. Hier ist eine ruhige Hand gefordert. Und so verläuft die Rasur:

Schritt 1: Zu Beginn steht die Schärfeprüfung – möglichst nicht mit dem Finger. Ein guter Test ist das vertikale Durchschneiden eines senkrecht gehaltenen Papierstücks. Viele versierte Anwender verzichten auf die Prüfung und schärfen das Messer grundsätzlich vor jeder Rasur mit dem Abziehriemen.

Schritt 2: Zubereitung des Rasierschaums.

Schritt 3: Gesicht und Hals gründlich mit warmem Wasser waschen, um die Poren zu erweitern. Eine Alternative ist die Rasur unmittelbar nach einer warmen Dusche oder einem warmen Bad. Der Rasierschaum sollte zuvor zubereitet werden, damit es sofort losgehen kann, so lange die Poren noch erweitert sind.

Schritt 4: Rasierschaum sorgfältig und gleichmäßig auf die gesamte Rasierfläche einschließlich Hals auftragen.

Schritt 5: Rasiermesser in einem Winkel zwischen 30 und 40 Grad zur Haut halten. Es sollte nur leichter Druck ausgeübt werden. Mehr dazu gibt es im Abschnitt „Im Detail: Rasiertechnik“.

Schritt 6: Alle Schaumreste abwaschen. Dann kommt das Abschrecken der Haut mit möglichst kaltem Wasser, damit die Poren sich wieder schließen.

Schritt 7: Das bevorzugte Aftershave-Produkt auftragen, um die Haut zu beruhigen und Rasierpickeln oder Rasurbrand vorzubeugen.

Im Detail: Der Rasierpinsel

Rasierpinsel gibt es in zwei Ausführungen:

Der Dachshaarpinsel ist die klassische Variante. Er besteht, wie der Name schon sagt, aus Dachshaar, das in drei Güteklassen angeboten wird: Silberspitz, Zupfhaar und Stockhaar. Sie unterscheiden sich in der Haarfeinheit, was wiederum Auswirkungen auf die Qualität des Rasierschaums hat. Grundsätzlich gilt: Je feiner das Haar, desto feiner und cremiger der Schaum.

Inzwischen sind auch Synthetikhaarpinsel auf dem Markt, die in Qualität und Wirkungsweise dem Dachshaarpinsel in nichts nachstehen. Sowohl in der Feinheit als auch in der Struktur sind die synthetischen Haare dem Dachshaar ebenbürtig. Entsprechend positiv ist auch das Ergebnis beim Zubereiten des Rasierschaums.

Es gibt keinen rationalen Grund, sich gegen den Synthetikhaarpinsel zu entscheiden. Es ist wohl eine Frage des Purismus, welchem Typ man sich letztendlich zuwendet.

Im Detail: Rasierschaum

Für die Vollrasur ist die Verwendung von Rasierschaum obligatorisch. Er macht die Barthaare weich und stellt sie auf, damit sie vom Messer gut erfasst werden können. Zusätzlich wirkt der Schaum als Schutzschicht auf der Haut, die das Messer sanft und flüssig gleiten lässt.

Wichtig ist die richtige Aufbringung. Der Schaum muss zunächst gleichmäßig aufgetragen werden. Dann wird er mit dem Pinsel in sanften, kreisenden Bewegungen unter leichtem Druck in die Haut einmassiert. Das ist auch der Grund dafür, dass der Schaum so fein wie möglich sein soll: Je feiner die Konsistenz, desto besser sinkt er in die Haut ein.

Im Detail: Rasiertechnik

Zu Beginn steht das Erlernen der richtigen Art, das Messer zu halten. Nach dem Aufklappen nimmt man es so in die Haupthand, dass der Griff mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger gehalten wird. Die Öffnung der Griffschale muss vom Gesicht abgewandt sein. Nun spannt man mit der anderen Hand die Gesichtszone, die rasiert werden soll. Die Hautspannung lässt sich durch entsprechendes Verziehen des Gesichts oder Aufblähen der Wangen zusätzlich unterstützen.

Jetzt kann es losgehen, aber bitte nicht vor Ablauf einer dreiminütigen Einwirkzeit. Das Messer soll locker und entspannt aus dem Handgelenk heraus bewegt werden und in einem Winkel zwischen 30 und 40 Grad über die Haut gleiten. Dabei sollte es nicht zu stark an die Haut gedrückt werden – das verbessert in keinster Weise das Rasierergebnis. Befindet sich eine Narbe innerhalb der Rasierzone, sollte der darüberliegende Schaum entfernt werden, um die Stelle sicher umgehen zu können.

Wichtig ist die Kontrolle, dass das Messer nicht zu stark verschmutzt. Es sollte in regelmäßigen Abständen mit einem feuchten Schwamm abgewischt werden, um Schaum und Barthaare zu entfernen. Nach dem Rasieren wird das Messer unter fließendem Wasser abgespült und vorsichtig trockengetupft. Es sollte nicht trockengerieben werden, um Oberflächenschäden zu vermeiden. Danach darf das Messer nicht gleich in einem Schrank oder einer Schublade verschwinden, besonders, wenn der Aufbewahrungsort schlecht belüftet ist. Das Messer sollte eine Zeitlang offen liegenbleiben, bis es vollständig trocken ist. So vermeidet man eine eventuelle Rostbildung.

Im Detail: Nach der Rasur

Auch nach der perfektesten und schonendsten Rasur hat die Gesichtshaut dennoch eine Stressphase durchlebt. Um die Barbier-Rasur zu einem rundum positiven und beglückenden Erlebnis werden zu lassen, sollte deshalb die Nachbehandlung nicht vernachlässigt werden.

Als erstes kommt eine kalte Waschung, um die Poren zu schließen. Danach kann man mit lauwarmem Wasser Schaumreste und Bartstoppeln abwaschen – allerdings nicht zu warm, damit sich die Poren nicht wieder öffnen. Das Gesicht wird jetzt vorsichtig trockengetupft. Auf rubbeln sollte man verzichten, die Haut ist noch gereizt. Hat es kleine Blutungen gegeben, kommt jetzt der Alaunstift zum Einsatz.

Schließlich ist es Zeit für das Aftershave. Dafür sollte man sich und seiner Haut eine gute Qualität gönnen, um für rasche Beruhigung zu sorgen. Je nach Hauttyp und Neigung kommen zusätzlich Balsam, Lotion, Rückfeuchter und Rückfetter zum Einsatz. Es kann eine gute Idee sein, die verschiedenen Produkte im Rahmen einer Anwendungskur über die Woche hinweg abzuwechseln.

Das Ergebnis: Eine neue Lebensweise

Wer sich für die Umstellung auf die Barbier-Rasur entscheidet, hat etwas Entscheidendes für die Optimierung seiner Lebensgestaltung getan. Anfangs mag das übertrieben klingen – schließlich geht es nur um etwas so Alltägliches wie das Rasieren. Aber nach und nach wird man feststellen, dass sich über die Barbier-Rasur eine komplett neue Lebensweise einstellt. Es ist die Philosophie, dass Geschwindigkeit nicht immer das Maß aller Dinge sein muss. Und es ist die Erkenntnis, dass es nur eine Person im Universum gibt, die darüber bestimmen kann, wer sie ist und welche Bedeutung sie hat: man selbst.

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