Äthiopien: Erfolg im Kampf gegen Trachom

Nov 16, 2017
Obst und Medizin

64.013 Augenoperationen durch die Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe

Äthiopien: Erfolg im Kampf gegen Trachom

Trachom, eine schmerzhafte Augeninfektion.

München, 16. November 2017. In Europa ist es eine längst vergessene Krankheit: In Äthiopien leiden auch heute noch zahlreiche Menschen am Trachom. Die schmerzhafte Augeninfektion ist hoch ansteckend. Bleibt sie unbehandelt, vernarbt das Lid und das Auge erblindet. Verhindern lässt sich das mit einer kleinen Operation. Mehr als 64.013 Kindern, Frauen und Männern hat bisher die Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe mit einer Augenoperation geholfen.

Mit einer Schwerpunktaktion in zwei Projektgebieten hat die Äthiopienhilfe darüber hinaus 210.000 Menschen fünf Jahre lang jährlich mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt, Aufklärung über Hygienemaßnahmen betrieben und die Versorgung mit sauberem Wasser sichergestellt. Besonders die Zahl der Kinder, die von Trachom betroffen waren, konnte durch das Maßnahmenpaket erheblich gesenkt werden.

Schwerpunktaktion für 210.000 Menschen

Fünf Jahre dauerte die Schwerpunktaktion der Hilfsorganisation Menschen für Menschen zur Bekämpfung von Trachom. Durchgeführt wurde die Kampagne in zwei Projektregionen der Äthiopienhilfe, in denen 2011 mehr als die Hälfte der Kinder unter zehn Jahren von der gefährlichen Augenentzündung betroffen waren. Nun wurde die Wirkung der Maßnahmen untersucht, mit einem eindrucksvollen Ergebnis: Die Zahl der unter Zehnjährigen, die von Trachom betroffen sind, ist drastisch gesunken. In dem Projektgebiet Ginde Beret von ursprünglich 62 % auf 6,2 % und in Abune Ginde Beret von ursprünglich 50 % auf 3,2 %. Eine immense Verbesserung und somit ein großer Erfolg auf dem Weg zur dauerhaften Bekämpfung von Trachom.

Im Rahmen der Schwerpunktaktion, die im Mai 2012 begann, wurden über fünf Jahre hinweg rund 210.000 Menschen jährlich mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt. Eine logistische Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort, denn die beiden Projektregionen sind gemeinsam nicht nur so groß wie das Saarland, die entlegenen Dörfer sind meist auch nur zu Fuß erreichbar. Die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sowie Augenlicht rettende Operationen am Augenlid im letzten Stadium der Krankheit sind jedoch nur zwei Komponenten, um die Krankheit langfristig zu besiegen.

Unverzichtbar: Sauberes Wasser und Hygiene

Damit Trachom und die schwerwiegenden Folgen in einer Region endgültig der Vergangenheit angehören, müssen in erster Linie die Hygienestandards verbessert werden. Besonders wichtig sind die Errichtung von Latrinen und der Zugang zu sauberem Wasser. Beide Maßnahmen führt Menschen für Menschen im Rahmen des umfassenden Ansatzes in den Projektregionen durch. Nur durch die konsequente Einbeziehung und Umsetzung von Maßnahmen, die langfristig den Zugang zu sauberem Trinkwasser sichern sowie die Hygienestandards verbessern, ist es möglich, Trachom sicher vorzubeugen.

Die S.A.F.E.-Strategie

Menschen für Menschen folgt in der Umsetzung der sogenannten S.A.F.E.-Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in der die einzelnen Komponenten zusammengefasst sind:
Surgery: Eine Operation am Augenlid und die letzte Notmaßnahme, um im Endstadium der Krankheit das Augenlicht der Betroffenen zu retten.
Antibiotics: Eine Behandlungs- und Vorbeugemaßnahme, bei der die Bevölkerung einer Region durchgängig mit einem entzündungshemmenden Mittel behandelt wird.
Facial Cleanliness: Aufklärung über die Ursachen von Trachom und wie sich die Krankheit durch einfache hygienische Maßnahmen wie regelmäßiges Waschen des Gesichts vermeiden lässt.
Environmental Improvement: Die Versorgung mit sauberem Wasser durch den Bau von Brunnen und Quellfassungen sowie die Errichtung von Latrinen.

6.956 Paar Augen: Evaluierung und Ergebnis

Im Februar 2017 waren insgesamt vier Teams in den entlegenen Dörfern der Projektregionen unterwegs, um die Bevölkerung auf Anzeichen von Trachom zu untersuchen. Geleitete wurde die Untersuchung von Dr. Asfaw Wondimu, der als Augenarzt und Berater in Äthiopien seit vielen Jahren vergleichbare Evaluierungen durchführt. Insgesamt wurden 6.956 Menschen untersucht – vom Kleinkind bis zur Großmutter. Dabei wurden aber nicht nur die Augen untersucht, sondern auch die Umsetzung der anderen Komponenten der S.A.F.E.-Strategie. So wurde auch verzeichnet, ob die Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, ob es eine Latrine am Hof gibt und wie es um die hygienischen Umstände in den Haushalten bestellt ist.

Generell sollte nach einer Schwerpunktaktion wie in Abune Ginde Beret und Ginde Beret die Prävalenz von Trachom bei 5 % und darunterliegen, erst dann gilt die Aktion als erfolgreich durchgeführt und es muss keine weitere Runde antibiotischer Mittel verteilt werden. Diesen Erfolg kann Menschen für Menschen in Abune Ginde Beret verzeichnen, wo in den kommenden drei Jahren weiterhin beobachtet wird, ob sich die Krankheit wieder ausbreitet. Nach diesen drei Jahren Beobachtungsphase erfolgt eine neuerliche Evaluierung. Erst wenn diese den Erfolg der Aktion bestätigt, kann die Region als „trachomfrei“ deklariert werden.

Im Projektgebiet Ginde Beret, wo die Prävalenz zwar von 62 % auf beachtliche 6,2 % reduziert werden konnte, muss nochmals eine Runde entzündungshemmender Mittel ausgegeben und eine abermalige Untersuchung durchgeführt werden.

Informationen über Menschen für Menschen finden Sie hier: www.menschenfuermenschen.de

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Über Menschen für Menschen:
Die Stiftung Menschen für Menschen leistet seit über 35 Jahren nachhaltige Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Den Grundstein für Menschen für Menschen legte am 16. Mai 1981 der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) mit seiner legendären Wette in der Sendung „Wetten, dass..?“. Die Stiftung trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Menschen für Menschen setzt die Maßnahmen derzeit in zwölf Projektgebieten mit über 700 fest angestellten und fast ausschließlich äthiopischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um.
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