Schwergewichtige Couch-Potatoes leben gefährlich: Rund 80 Prozent  der häufigen chronischen Erkrankungen gehen auf das Konto von  krankhaftem Übergewicht, Fettleibigkeit und einem überwiegend sitzenden  Lebensstil, so schätzen Epidemiologen. Fettleibige haben ein erhöhtes  Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck,  Diabetes und Krebs. Dadurch ist ihre Lebenserwartung verkürzt. Dagegen  hilft: abnehmen und aktiv werden. Frauen, die abnehmen, senken ihr  Brustkrebsrisiko. Und regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko  für Brust-, Darm- und Gebärmutterkrebs.
Der Zusammenhang zwischen Gewicht, Lebensstil und dem Risiko für Krebs  und andere chronische Erkrankungen ist noch nicht in allen Details  verstanden. Jedoch gelten veränderte Hormonsignale als mitschuldig an  den Prozessen. „Das Fettgewebe produziert verschiedene Hormone, die  großen Einfluss auf den Stoffwechsel haben“, sagt Prof. Dr. Cornelia  Ulrich. „Wichtig sind das entzündungshemmende Adiponektin, das die  Wirkung von Insulin verbessert, sowie Leptin, das das Wachstum von  Tumorzellen fördern kann.
Beeinflussen Körpergewicht und Bewegung auch die Produktion dieser  zentralen Fettgewebshormone? Cornelia Ulrich, Abteilungsleiterin im DKFZ  und Direktorin im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT)  Heidelberg, untersuchte dies in einer randomisierten kontrollierten  Studie an 439 übergewichtigen Frauen, die bereits die Wechseljahre  erreicht hatten (> 50 Jahre). Die Teilnehmerinnen wurden in drei  verschiedene „Interventionsgruppen“ (Ernährung-, Sport-, sowie  Sport+Ernährung) sowie eine Kontrollgruppe eingeteilt. Diese Gruppen  wurden ein Jahr lang intensiv beobachtet, was die Ergebnisse besonders  aussagekräftig macht.
„Unsere Hypothese war, dass insbesondere eine Kombination von  körperlicher Aktivität und Gewichtsreduktion zu einem günstigeren  Mengenverhältnis der beiden Hormone führen sollte“, so Cornelia Ulrich.  Die Leptin-Produktion sank in den drei Interventionsgruppen, am  deutlichsten (bis zu 40 Prozent) tatsächlich in der  Sport+Ernährungs-Gruppe. Die Adiponektin-Produktion dagegen stieg am  stärksten bei Frauen, die ausschließlich Diät hielten.
Unabhängig vom Typ der Intervention war der günstige Effekt auf die  Hormonproduktion abhängig vom Ausmaß des Gewichtsverlusts: Je mehr Kilos  eine Teilnehmerin abgenommen hatte, desto stärker stieg ihr  Adiponektin- und desto deutlicher sank ihr Leptin-Spiegel. „Die größten  Veränderungen beobachteten wir bei Frauen, die zehn Prozent ihres  Ausgangsgewichts verloren hatten“, sagt Dr. Clare Abbenhardt, die  Erstautorin der Untersuchung. „Diese Teilnehmerinnen erreichten  teilweise einen 20-prozentigen Anstieg des Adiponektin-Spiegels und ihr  Leptin reduzierte sich um mehr als die Hälfte.“
Beim Leptin beeinflusst offenbar sogar schon die veränderte  Körperzusammensetzung die Hormonkonzentration, denn bei der  Sport-Intervention legten die Teilnehmerinnen Muskelmasse zu, auch ohne  dabei abzunehmen.
„Wir verstehen nun besser, auf welche Weise Gewichtsabnahme und Training  vor chronischen Erkrankungen schützen. Der gesundheitsfördernde Effekt  von Adiponektin gilt inzwischen durch zahlreiche Untersuchungen als  gesichert. Sinkende Leptin-Konzentrationen dagegen bieten Tumorzellen  weniger Wachstumsreize. Daher können wir den Frauen nun fundierte  Empfehlungen geben, wie sie diese beiden wichtigen Stoffwechselschalter  günstig beeinflussen können“, sagt Cornelia Ulrich. „Gesundes  Körpergewicht halten und mehr Bewegung!“
Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern von  mehreren amerikanischen Universitäten am Fred Hutchinson Cancer Research  Center in Seattle, USA, durchgeführt.
Clare Abbenhardt, Anne McTiernan, Catherine M. Alfano, Mark H. Wener,  Kristin L. Campbell, Catherine Duggan, Karen E. Foster-Schubert, Angela  Kong, Adetunji T Toriola, John D. Potter, Caitlin Mason, Liren Xiao,  George L. Blackburn, Carolyn Bain und Cornelia M. Ulrich: Effects of  individual and combined dietary weight loss and exercise interventions  in postmenopausal women on adiponectin and leptin levels. Journal of  Internal Medicine, 25. Februar 2013
Quelle: Medienzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische  Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und  Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen  Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern,  dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit  denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher  behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des  Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und  interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit  dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum  für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem  vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik  übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale  Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für  Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben  universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter  Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines  Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von  Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom  Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land  Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der  Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
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Quelle pressrelations.de
„Gesündere Hormone“ durch Ernährung und Sport
