HKI – „Ein Schornstein rechnet sich in jedem Fall“

Aug 13, 2009

Ein Interview mit Hermann-Josef Görges, Vorsitzender der Fachabteilung Abgassysteme beim HKI Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V.

Redaktion: „Herr Görges, warum sollte man sein Haus mit einem Schornstein ausstatten?“

Hermann-Josef Görges: „Im Wesentlichen sprechen zwei Gründe dafür. Zum einen wird für fast jede Zentralheizung, die mit fossilen Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas betrieben wird, ein Schornstein benötigt. Und zum anderen erhöht man damit seine zukünftigen Entscheidungsmöglichkeiten bei der freien Energiewahl. Auch wer aktuell auf erneuerbare Energien wie Solarkraft setzt oder eine Wärmepumpe nutzt, gewinnt mit einem Schornstein zusätzliche Optionen – beispielsweise in Kombination mit einer modernen Feuerstätte für feste Brennstoffe, also einem Kaminofen, Kachelofen, Heizkamineinsatz oder Pellet-Einzelofen.“

Redaktion: „Welche Art von Schornstein empfehlen Sie?“

Hermann-Josef Görges: „Die meisten Möglichkeiten bietet ein dreizügiger Schornstein. Daran lassen sich parallel zwei verschiedene Heizsysteme anschließen, beispielweise eine Erdgasheizung und ein Kaminofen. Der dritte Schornsteinzug dient dann als Versorgungsschacht zur Führung von Installationsleitungen.“

Redaktion: „Wie sieht es mit der Sicherheit aus?“

Hermann-Josef Görges: „Mineralische Schornsteine sind innen mit Keramik oder Edelstahl ausgekleidet und bieten ein hohes Maß an Stabilität und Sicherheit, insbesondere mit Blick auf den Brandschutz. Von Vorteil ist außerdem, dass bei entsprechender Auslegung jederzeit ein Wechsel des Energieträgers oder des Wärmeerzeugers erfolgen kann. Die Abgasleitung muss dazu nicht ausgetauscht werden. Im Gegensatz zu gerätegebundenen Leitungen aus Aluminium oder Kunststoff stellen derartige Abgassysteme einen echten Mehrfachnutzen dar.“

Redaktion: „Mit welchen Kosten muss ein Bauherr rechnen, der sein zukünftiges Eigenheim mit einem Schornstein ausstatten möchte?“

Hermann-Josef Görges: „Pro laufendem Meter Schornstein rechnet man mit 200 bis 250 Euro. Bei einem Einfamilienhaus wären das dann – bei einer üblichen Höhe von zehn Metern Schornstein – rund 2.500 Euro. Je nach Baustandard also etwa ein halbes bis zwei Prozent der Bausumme. Meiner Meinung nach eine lohnenswerte Investition in eine zukunftsorientierte und unabhängige Wärmeversorgung.“

Redaktion: „Und wer nachträglich einen Schornstein einbauen möchte?“

Hermann-Josef Görges: „Der nachträgliche Einbau eines gemauerten Schornsteins ist relativ aufwändig. Es müssen Decken und Wände durchbrochen werden und aufgrund des hohen Gewichts gibt es oftmals Probleme mit der Statik. In solchen Fällen bieten sich Leichtbauschornsteine an, die aus Fibersilikat bestehen. Derartige Systeme sind in den Abmessungen sehr kompakt und so leicht, dass sie auf jeder normalbelastbaren Geschossdecke montiert werden können.“

Redaktion: „Gibt es Alternativen dazu?“

Hermann-Josef Görges: „Gewiss. Die einfachste Methode ist die Montage eines außen am Haus entlang geführten Edelstahlschornsteins, der für alle zugelassenen Feuerstätten genutzt werden kann. Der Vorteil hierbei liegt in der zeitsparenden und flexiblen Installation. Darüber hinaus fällt bei der Montage am Gebäude im Haus kein Schmutz an – es gibt also keinerlei Einschränkungen im häuslichen Tagesablauf.“

Redaktion: „Wie lautet Ihre abschließende Empfehlung an unsere Leser?“

Hermann-Josef Görges: „Aufgrund der unübersichtlichen Lage auf dem Energiemarkt ist es sinnvoll, die häusliche Wärmeversorgung möglichst autark zu gestalten. Ein Schornstein bildet in diesem Zusammenhang die notwendige Basis für zukunftsfähige Heizkonzepte. Ganz gleich, ob wir heute mit Öl oder Gas, morgen mit festen Brennstoffen und in zehn Jahren mit einem Blockheizkraftwerk heizen – mit einem mehrzügigen Schornsteinsystem hat der Verbraucher alle Optionen in der Hand. Außerdem erzielen Gebäude, die mit einem Schornstein ausgestattet sind, einen höheren Verkaufspreis. Insofern rechnet sich die Investition in jedem Fall. Man sollte jedoch unbedingt auf qualitativ hochwertige Produkte mit bauaufsichtlicher Zulassung oder CE-Zeichen achten und schon im Vorfeld den zuständigen Schornsteinfeger zu Rate ziehen.“

Weitere Informationen auch im Internet unter www.ratgeber-ofen.de

Kontakt:
HKI Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V.
Frank Kienle
Lyoner Straße 9
60528  Frankfurt a. M.
+49-69-25 62 68-0
+49-69-23 59 64
www.ratgeber-ofen.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert