Bilder aus den Anfängen der Jugendherbergsbewegung

Aug. 6, 2009

LWL-Medienzentrum sichert den Fotonachlass Richard Schirrmanns

Zum 100. Geburtstag der Jugendherbergen hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für das Bildarchiv in seinem LWL-Medienzentrums einen besonderen fotografischen Schatz aus der Frühzeit dieser Einrichtungen gehoben und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Den fotografischen Nachlass Richard Schirrmanns (1874 -1961), des Gründers der weltumspannenden Jugendherbergsbewegung, deren Wurzeln bekanntlich in Westfalen liegen.

„Der im sauerländischen Altena tätige Lehrer war ein passionierter Fotograf und Fotosammler, der sowohl die Stationen seines eigenen Lebens als auch die Entwicklung seines Lebenswerkes in zahlreichen Bildern festhielt“, sagt Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Die auf diese Weise entstandene Sammlung, bestehend aus etwa 1600 Glasnegativen, über 40 Fotoalben und etlichen Kleinbildfilmen, übergab die Tochter Gudrun Schirrmann auf Vermittlung der Historikerin Prof. Dr. Barbara Stambolis vor eineinhalb Jahren zur sachgerechten Archivierung und Erschließung dem LWL-Medienzentrum. Hier sind die Bilder inzwischen gesichtet, sicher verpackt, digitalisiert und archivgerecht gelagert worden. Eine repräsentative Auswahl von ihnen steht jetzt unter http://www.bildarchiv-westfalen.de der Öffentlichkeit auch online zur Verfügung.

Neben privaten Aufnahmen der Familie Schirrmann und fotografischen Erinnerungen an Richard Schirrmanns Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg lässt der Großteil der Fotos die Anfänge der Jugendherbergsbewegung wieder aufleben. Wandernde, rastende, musizierende und tanzende Jugendliche finden sich neben Außen- und Innenaufnahmen von Jugendherbergen sowie Bildern von Landschaften und Städten in ganz Deutschland. Besonders prominent sind westfälische Herbergen vertreten; außer der Burg Altena zum Beispiel auch die in Neuastenberg (Winterberg/Hochsauerlandkreis), Hohensyburg (Dortmund), Brilon (Hochsauerlandkreis), Attendorn (Kreis Olpe), Sohlbach (Netphen/Kreis Siegen-Wittgenstein) und Kühhude (Bad Berleburg/Kreis Siegen-Wittgenstein).

Aufnahmen Schirrmanns von eigener Hand sind dabei ebenso überliefert wie professionelle Fotografien und ganze Foto-Alben, die ihm zu Jubiläen überreicht wurden. Der marketingbewusste Pädagoge nutzte Fotos schon früh, um angehende Herbergseltern zu schulen und öffentlich für sein Werk zu werben.

Durch die von der Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) und dem Museum des Märkischen Kreises auf Burg Altena unterstützte Initiative des LWL-Medienzentrums steht die umfangreiche Bildsammlung rechtzeitig zum 100. Geburtstag der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. „Sie vermittelt spannende Einblicke in die Entstehung des Jugendherbergswerkes und auch in den jugendlichen ‚Aufbruch aus grauer Städte Mauern‘ am Beginn des letzten Jahrhunderts“, erläutert Köster den Wert des Fotonachlasses.

Die Wurzeln der Jugendherbergsbewegung liegen in Westfalen. Es war am 26. August 1909: Richard Schirrmann, ein aus Ostpreußen stammender und im sauerländischen Altena tätiger Lehrer, war wieder einmal mit seinen Schülern auf einer Wanderung und suchte nun für seine Klasse vergeblich nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Als die Gruppe das herannahende Unwetter doch noch in der örtlichen Dorfschule überstanden hatte, kam Schirrmann eine Idee. Ein Netz von preiswerten Jugendherbergen musste her, um wanderfreudigen Jugendlichen (und Lehrern) in Tagesmarschabständen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Die erste Jugendherberge schuf Schirrmann kurzerhand selbst an seiner eigenen Schule, der Nette-Schule in Altena. Drei Jahre später zog diese erste Herberge auf die nahegelegene Burg Altena um, die heute als Stammsitz der Jugendherbergsbewegung gilt. Von dort verbreitete sich die Idee nicht nur über ganz Deutschland, sondern auch in alle Welt.

Außer über die Geschichte der Jugendherbergen erzählen die Bestände des Bildarchivs im LWL-Medienzentrum für Westfalen auch über zahlreiche andere Themen aus der Region. Über 300.000 landeskundliche Bilder aus der Zeit zwischen 1850 und der Gegenwart sowie 3.000 Luftbilder veranschaulichen westfälische Landschaften, Städte und Dörfer, Landwirtschaft, Handwerks- und Industriekultur, Kunst, Architektur, Brauchtum und nicht zuletzt die Menschen und ihren Alltag im Wandel der Zeit. Unter http://www.bildarchiv-westfalen.de kann man bequem vom heimischen Computer aus in der visuellen Schatzkammer Westfalens stöbern.

Ansprechpartner:

Herr Markus Fischer
LWL-Pressestelle
Telefon: +49 (251) 591-235
Fax: +49 (251) 591-4770
Jetzt eine Nachricht senden

Über Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL):

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 19 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 100 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.
Quelle (lifePR)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert