Moskitonetze retten Leben

Mai 20, 2008
Obst und Medizin

Mit Interceptor® unterstützt die BASF den Kampf gegen die Malaria

Sie ist eine der drei verbliebenen großen Seuchen: Malaria. Weit über eine Million Menschen sterben jährlich an dieser Tropenkrankheit – nur Aids und Tuberkulose fordern mehr Opfer. Auslöser der Malaria sind winzige Einzeller, Plasmodien genannt, die durch Stechmücken der Gattung Anopheles übertragen werden. 90 Prozent der Fälle konzentrieren sich in Afrika, betroffen sind vor allem Kleinkinder: Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind in Afrika an Malaria und etwa jedes zweite Opfer ist jünger als fünf Jahre.
Seit Jahrzehnten engagiert sich auch BASF im Kampf gegen die Malaria sowie andere Tropenkrankheiten. Der neueste Beitrag des Unternehmens ist Interceptor®, ein mit dem Insektizid Fendona® beschichtetes Moskitonetz, das über mehrere Jahre wirksam gegen Stechmücken bleibt. Damit erfüllt es die Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation WHO an ein „Long lasting insecticide impregnated net“ (LLIN), also ein nachhaltig insektizidwirksames Moskitonetz. Der Schutz durch solche Netze vor den zumeist nachts stechenden Überträgermücken stellt aus Sicht der WHO das effizienteste Mittel zur Vorbeugung vor Malaria-Infektionen dar. Einfache, unbeschichtete Moskitonetze, die über den Schlafstätten aufgehängt werden, halten die Insekten mechanisch fern, können aber beispielsweise den Stich durch die Maschen des Netzes nicht verhindern. Erst die Behandlung des Netzes mit einem für Menschen unschädlichen Insektizid setzt die Tiere wirklich außer Gefecht. In Kenia ließ sich so die Kindersterblichkeit in den Hochrisikogebieten um 44 Prozent verringern. Flächendeckend eingesetzte LLINs schützen dabei nicht nur ihre Nutzer: Die Netze können so viele Moskitos töten, dass das Infektionsrisiko auch für benachbarte Dorfbewohner ohne Stechmückenschutz deutlich sinkt.
Herkömmliche insektizidbehandelte Netze haben jedoch den Nachteil, dass sie ihre insektizide Wirkung schon nach wenigen Monaten verlieren. „Die WHO bat deshalb vor einigen Jahren die chemische Industrie, Netze zu entwickeln, die ihre insektizide Wirkung auch noch nach Jahren und zahlreichen Wäschen behalten“, beschreibt Dr. Ulrich Karl, Entwickler im Bereich Veredlungschemikalien von BASF, den Anstoß zur Entwicklung von Interceptor. BASF hatte bereits den idealen Wirkstoff: Alphacypermethrin, das als aktive Komponente des Insektizids Fendona schon seit Langem in BASF-Pflanzenschutzmitteln eingesetzt wird. Diese dem natürlichen Abwehrstoff der Chrysantheme nachempfundene Substanz tötet Insekten schon in geringster Dosis. Für Wirbeltiere und damit auch den Menschen ist die eingesetzte Menge dagegen ungiftig. „Die besondere Herausforderung lag darin, Fendona so in ein Kunststoff-Polymer zur Veredlung des Netzes einzubetten, dass es über Jahre hinweg gleichmäßig an die Oberfläche wandert“, erklärt Dr. Ulrich Karl. Als entscheidend für diese Merkmale erwies sich der Grad der Quervernetzung des Veredlungspolymers. Dieser bestimmt die dreidimensionale Struktur und damit die Durchlässigkeit für die Wirkstoffmoleküle. Das Ergebnis: Fendozin®, die geruchlose Beschichtung der Interceptor-Netze. Deren Polyestergarn fühlt sich trotz der Beschichtung weich und hautfreundlich an – ein wichtiger Punkt, um die späteren Anwender nicht vom Gebrauch der Netze abzuschrecken.
An der London School of Hygiene & Tropical Medicine wurde das neue Produkt auf seine Wirksamkeit getestet. Die Forscher fanden heraus, dass in den meisten Fällen schon eine kurze Berührung mit dem Netz genügt, um das Schicksal eines Moskitos zu besiegeln: Nicht einmal fünf Minuten nach dem Kontakt fällt das Tier betäubt zu Boden, dies nennt man Knockdown. So gut wie alle betäubten Stechmücken sterben. Die WHO bestätigt, dass Interceptor dank Fendozin alle Anforderungen erfüllt, und hat dem Netz den offiziellen Status eines vorläufig empfohlenen LLINs verliehen. Dabei sind die Hürden der WHO sehr hoch: Selbst nach 20 Wäschen muss der Knockdown noch bei mindestens 95 Prozent und die Mortalitätsrate bei 80 Prozent liegen. Studienleiter Dr. Vincent Corbel vom L Institut de recherche pour le développement in Montpellier – von der WHO offiziell mit der Prüfung des Netzes beauftragt – kam zu dem Schluss: „Interceptor übertrifft den Knockdown von 95 Prozent sogar noch nach 25 Wäschen. Bereits am Tag nach dem Waschen ist das Netz wieder voll einsatzfähig.“
Ebenso wichtig wie die Wirksamkeit ist die Sicherheit der Interceptor-Netze. „Unser ‚Worst-Case- Szenario‘ ist ein Säugling, der die ganze Nacht am Netz nuckelt“, sagt Dr. Thomas Maurer, der bei BASF für die Sicherheit von Insektiziden verantwortlich ist. „Unsere Tests zeigten jedoch, dass die Menge, die in diesem Szenario aufgenommen würde, noch hundertfach unter dem toxikologischen Grenzwert bliebe.“ Die Testergebnisse überzeugten auch die WHO: Ende 2006 erhielt Interceptor eine offizielle Empfehlung und konnte in vielen wichtigen tropischen Ländern der Welt Zulassungen erreichen. Die Forschung ist damit aber nicht abgeschlossen: Zurzeit beginnen in Tansania und Indien groß angelegte dreijährige Praxistests. Während Mediziner in aller Welt weiter intensiv an einem wirksamen Impfstoff und neuen Medikamenten gegen Malaria arbeiten, könnte die Seuche durch eine flächendeckende Versorgung mit Netzen wie Interceptor schon jetzt einen Teil ihres Schreckens verlieren.
Mittelfristiges Ziel der WHO ist es, allen Menschen in malariagefährdeten Gebieten Die Perspektive Zugang zu LLINs wie Interceptor zu verschaffen – im Moment schlafen gerade mal zehn Prozent der gefährdeten Bevölkerung in Afrika unter Moskitonetzen. Der Gesamtbedarf dürfte in den kommenden Jahren bei rund 50 bis 60 Millionen Netzen jährlich liegen. BASF hat Poduktionskapazitäten etabliert, um einen guten Teil des Bedarfes zu decken. Wichtigste Abnehmer für das wenige Dollar teure Interceptor-Netz sind internationale Hilfsorganisationen, nationale Gesundheitsministerien und nichtstaatliche Organisationen, die die Netze meist über große Ausschreibungen ankaufen oder Länder bei lokalen Ausschreibungen unterstützen.
Interceptor-Netze werden zwar auch in Lateinamerika und Asien angeboten, der Hauptmarkt ist jedoch Afrika. Die BASF engagiert sich zudem durch Spenden im Kampf gegen die Malaria. Richard Allan, CEO der internationalen Hilfsorganisation The Mentor Initiative, ist dankbar für die Unterstützung seines Malaria-Programms: „Neben den neuen, hochwirksamen Interceptor-Netzen setzen wir auch die bewährten Mittel der BASF, wie Fendona-Spray zum Besprühen von Innenraumwänden und das Insektizid Abate® zum Abtöten von Moskitolarven in stehenden Gewässern, ein. Wir hoffen, in 2008 unsere gemeinsamen Projekte zur Bekämpfung der Malaria noch stärker ausbauen zu können.“
Malaria – Gefahr durch Einzeller
Erreger der Malaria sind winzige Einzeller der Gattung Plasmodium, von deren zahlreichen Arten vier den Menschen befallen können. Zur tödlichen Geißel der Menschheit wurde aber nur Plasmodium falciparum, der vielgestaltige Erreger der Malaria tropica.
Entwicklung im Menschen
Mit dem Speichel einer infizierten Überträgermücke der Gattung Anopheles dringen einige Plasmodien in Form sogenannter Sporozoiten zunächst in die Blutbahn und von dort aus in Zellen des Lebergewebes ein, in denen sie sich durch Teilung vervielfachen. Auf diese Weise entstehen aus jedem Sporozoiten bis zu 30.000 Merozoiten, die die Wirtszelle schließlich zum Platzen bringen. Die so freigesetzten Erreger befallen nun einzelne rote Blutkörperchen, in denen sie sich weiter teilen. Die absterbenden roten Blutkörperchen setzen immer mehr Erreger frei, die wiederum gesunde Zellen befallen. Ein kleiner Teil der Merozoiten entwickelt sich währenddessen weiter zu männlichen und weiblichen Gametozyten. Gelangen diese bei einem Stich in den Darm einer Mücke, so kommt es dort zur geschlechtlichen Fortpflanzung der Parasiten. Aus ihr gehen bis zu 1.000 neue Sporozoiten hervor, die in die Speicheldrüsen des Insekts eindringen und von dort beim nächsten Stich in ein neues Opfer gelangen – der verhängnisvolle Kreislauf der Malaria ist geschlossen.
Auswirkungen von Malaria
Das Zerstörungswerk der Plasmodien an den roten Blutkörperchen führt schnell zu Blutarmut, heftigen Fieberschüben und Krämpfen. Unbehandelt führen schwere Komplikationen in Nieren, Milz, Lunge und Gehirn bei rund 20 Prozent der Erkrankten oft innerhalb weniger Tage zum Tod. Unter optimalen medizinischen Bedingungen gilt Malaria zwar als heilbar, doch stehen gerade in ländlichen Gebieten Afrikas oft nicht die nötigen, teuren Medikamente zur Verfügung. Zudem entwickeln immer mehr Stämme von Plasmodium Resistenzen gegen die gängigsten Arzneien – die Vermeidung von Neuinfektionen gilt deshalb als bestes Mittel gegen Malaria.
Weitere Informationen:
http://www.basfpublichealth.com/…
http://www.who.int/… http://www.thementorinitiative.org/… http://www.lshtm.ac.uk/…

Ansprechpartner:

Frau Julia Jespersen
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Quelle (lifePR)

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