Im Rahmen der Reihe „Schwule Wissenschaften“ findet am 22.11.2007 der Vortrag „Onanie – die Praxis der männlichen Selbstbefriedigung in Ehe- und Sexualratgeberliteratur von 1850-1968“ statt.
Aus seiner umfangreichen Sammlung antiquarischer Ehe- und Sexualratgebern hat der in Wien lebende Germanist Stefan Kühne einen ganz speziellen Ausschnitt gewählt: Wie und mit welchen Formulierungen wurde in diesen Büchern mit dem Thema „Selbstbefriedigung“ umgegangen.
Neben einer allgemeinen Einführung zur Geschichte der Onanie und ihrer zumeist negativ formulierten Eigenschaften und Folgen, wird gezeigt, wie die Rede über dieses intime Thema durch eine mehr und mehr wissenschaftlich scheinende Sprache in eine Ent-Tabuisierung geführt werden sollte. So geben z.B. die Klassifizierungen der Onanie in verschiedene Arten, die Untersuchung zu den Ursachen und (schlimmen) Folgen von Onanie und schließlich die Pathologisierung der Selbstbefriedigung Aufschluss über eine naturwissenschaftliche Herangehens-weise, die sprachlich ihren Ausdruck findet. Aus heutiger Sicht klingen Begriffe wie „Onanist“, „Masturbator“ und „Genitale Wuth“ zwar eher heiter, sie sind jedoch entstanden, um das Unbesprechbare besprechbar zu machen. Die Zielsetzungen waren dabei meist ähnlich: Aufklärung und/oder Durchsetzung bestimmter moralischer Vorstellungen.
Termin: Donnerstag, 22. November 2007
Uhrzeit: 20:00 Uhr
Hörsaal VIII / Hauptgebäude der Universität Bonn
Regina-Pacis-Weg
Stefan Kühne
Helblinggasse 13/14
1170 Wien
+43-699-19201857
Stefan Kühne lebt und arbeitet in Wien. Mit seinem Lesekabarett „Die vollkommene Ehe“ ist er in Deutschand und Österreich unterwegs. Dabei schöpft er aus der Fülle seiner Sammlung antiquarischer Ehe- und Sexualratgeber, er entführt seine ZuhörerInnen auf eine literaturhistorische Entdeckungsreise zwischen absurder Theorie und anwendbarer Praxis.
www.stefankuehne.net
Quelle (openPR)