Zeugungsfähig trotz Prostatakrebs – Fertilität bleibt nach Seed-Implantation meist erhalten

Mai 31, 2007

(openPR) – Über 40 000 Männer werden in Deutschland jedes Jahr mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert. Damit steht die bösartige Erkrankung der Vorsteherdrüse an Platz eins der Krebsstatistik bei Männern. „Prostatakrebs ist in erster Linie eine Erkrankung des höheren Alters,“ erklärt Dr. Stephan Neubauer, Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. „Dennoch werden auf Grund der verbesserten Früherkennungsmaßnahmen immer mehr Prostatakarzinome zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr diagnostiziert“. Bei einem Teil dieser Patienten ist die Familienplanung allerdings noch nicht abgeschlossen: „Der Wunsch nach einem Kind ist gerade bei Männern in zweiter Ehe auch noch jenseits der 40 vorhanden“, betont Neubauer. Dieser Umstand sollte, so der Kölner Urologe, im Rahmen der Therapieüberlegungen unbedingt berücksichtigt werden.
Weniger Nebenwirkungen bei Seed-Implantation
Noch immer stellt die radikale Entfernung der Prostata in Deutschland die häufigste Therapiemethode dar. Der operative Eingriff kann die Chance auf eine spontane Vaterschaft jedoch erheblich schmälern. Als schonende Alternative zur kompletten Entfernung der Prostata hat sich bei Patienten, deren Tumor bereits in einem frühen Stadium entdeckt wurde, die Brachytherapie bewährt. In den USA wird sie bereits seit mehr als 20 Jahren praktiziert und damit häufiger angewendet als die Operation oder äußere Bestrahlung. Bei der so genannten Seed-Implantation werden unter ständiger Ultraschallkontrolle bis zu 80 kleinste Strahlenquellen (Seeds) in die Prostata eingesetzt. „Die Seeds verbleiben im Körper des Patienten und entfalten über Monate ihre Strahlenwirkung auf das Prostatakarzinom“, so Dr. Gregor Spira, Strahlentherapeut im Westdeutschen Prostatazentrum. Das Tumorgewebe wird durch die hochdosierte, gezielte Strahlung von innen zerstört. Das für die Zeugungsfähigkeit wichtige Organ Prostata bleibt indes erhalten. Harnröhre und Darm, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Prostata liegen, werden zudem maximal geschont. „Die Seed-Implantation beeinflusst daher Erektion und Kontinenz aber auch die Zeugungsfähigkeit wesentlich weniger als die Operation“, erläutert Spira.
Eine Studie1 des Massachusetts General Hospitals in Bosten, USA, konnte zeigen, dass Män-ner mit Prostatakrebs, die sich einer Brachytherapie unterzogen hatten, weiterhin fruchtbar waren. Obwohl die untersuchten Männer ein geringeres Volumen der Samenflüssigkeit sowie eine leicht reduzierte Spermienzahl aufwiesen, stimmten die Eigenschaften ihrer Spermien mit fast allen Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Kategorie „normal“ überein. Be-steht bei Diagnosestellung noch immer ein Kinderwunsch, sollte jedoch zusätzlich die so genannte Kryokonservierung von Spermien in Betracht gezogen werden. Hierbei wird das Ejakulat mit den Spermien oder das Hodengewebe in flüssigem Stickstoff bis auf -170 °C tiefgefroren. Durch dieses Verfahren kann die Lebensdauer des Gewebes bzw. seine für die Zeugung biologisch wichtigen Funktionen um viele Jahre verlängert werden.
Da der Trend grundsätzlich zu einer späteren Familienplanung geht, sollte nach Meinung der Kölner Prostatakrebs-Experten Patienten mit neu diagnostizierten Prostatakarzinom – unabhängig vom Alter – nicht nur in puncto Sexualität sondern auch über die spätere Fertilität beraten werden. „Leider kommt eine Aufklärung über Möglichkeiten der späteren Zeugungsfähigkeit bei vielen Ärzten noch immer zu kurz“, resümiert Neubauer.
1 Grocela J, Mauceri T, Zietman A. New life after prostate brachytherapy? Considering the fertile female partner of the brachytherapy patient. BJU Int. 2005 Oct;96(6):781-2.
Andrea Hertlein
Wissenschaftliche Referentin
Westdeutsches Prostatazentrum
In der KLINIK am RING
Hohenstaufenring 25
50674 Köln
Tel: (049) 221 924 24 455
Fax: (049) 221 924 24 460
E-Mail: a.hertlein@wpz-koeln.de
Internet: www.westdeutschesprostatazentrum.de
Das Westdeutsche Prostatazentrum in Köln bietet das gesamte Spektrum an Diagnose, Therapie und Nachsorge bei Prostataerkrankungen an. Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Behandlung von Prostatakrebs mit innovativen Techniken der modernen Strahlentherapie (Brachytherapie) dar. Der Zusammenschluss erfahrener Spezialisten unter einem Dach ermöglicht dabei die Versorgung der Patienten auf höchstem Niveau. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.westdeutschesprostatazentrum.de .

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